Apropos
Gesellschaft,  Politik & Umwelt,  Schulzeit

Sexismus im Schulalltag

Es handelt sich nicht um Einzelfälle,

sondern um ein strukturelles Problem.

Das sind nur einige wenige Erfahrungen, denen Schüler*innen an unserer Schule tagtäglich ausgesetzt sind. Wir kennen alle mindestens eine Person, die genau so eine Situation schon einmal erlebt hat. Hierbei handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem.

Aber wie kann es sein, dass so viele meiner Mitschüler*innen in ihrem Schulalltag mit Sexismus konfrontiert werden? Dass sie deswegen aufhören Röcke zu tragen, ungewollt im Treppenhaus angemacht werden, ihr Berufswunsch in Frage gestellt wird, ihr Körper kommentiert wird, sie nicht beim Namen genannt werden, sie nicht für kompetent genug gehalten werden…

Aber was ist Sexismus überhaupt? Sexismus beschreibt eine auf das Geschlecht bezogene Diskriminierung. Und dieser Ismus ist immer noch in allen Lebensbereichen zu finden – gerade im Schulalltag. Vor allem FLINTA – Personen[1] sind es, die am meisten unfreiwillig unter Sexismen leiden.

Und sind wir nicht schon längst in einer gleichberechtigten Gesellschaft angekommen? Die Antwort geben uns ein paar Statistiken von UN Women[2].

  • Frauen sind häufiger arbeitslos als Männer.
  • Frauen erhalten weltweit weniger Lohn als Männer. Das geschlechterspezifische Lohngefällt wird auf 23 Prozent geschätzt.
  • Frauen tragen unverhältnismäßig viel Verantwortung für unbezahlte Pflege und Hausarbeit.
  • Frauen haben seltener Zugang zu sozialer Sicherung: Weltweit haben schätzungsweise fast 40 Prozent der Frauen in Lohnbeschäftigungen keinen Zugang zu sozialen Sicherungen.
  • Umweltzerstörungen und Klimawandel haben unverhältnismäßige Auswirkungen auf Frauen und Kinder: Weltweit sterben Frauen vierzigmal häufiger als Männer während einer Katastrophe.
  • Viele migrantische Frauen arbeiten in sehr niedrig bezahlten, prekären und schlechten Arbeitsverhältnissen, mit wenig Arbeits- und sozialer Sicherung, und zudem sind sie körperlicher und sexueller Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt.

Oberflächlich betrachtet ist das Bild der Hausfrau nicht mehr ganz so verbreitet, aber wenn Frauen für die gleiche Arbeit immer noch schlechter bezahlt werden als Männer, was sagt uns das darüber, wie weit wir gekommen sind?Diese strukturellen Ungerechtigkeiten kommen nicht von irgendwoher. Sie stehen in direktem Zusammenhang mit den geschlechtlichen Rollenvorstellungen, die von uns seit der Geburt erwartet werden, (auch wenn diese meist unbewusst weitergetragen werden).

Rollenbild Frau Rollenbild Mann
–       devot, zurückhaltend

–       hysterisch, emotional

–       schwach

–       profilieren sich über ihr Aussehen

–       dominant, selbstbewusst

–       sachlich, rational

–       stark

–       profilieren sich über ihre Leistungen

 

So schreibt die Autorin Margarete Stokowski in ihrem Buch Untenrum frei:

Vorgegebene Rollen vereinfachen so vieles, aber sie beschränken auch einiges.“[3]

 Um ein tieferes Verständnis für unsere Rollenvorstellungen zu erlangen, „müssen wir das Patriachat verstehen, jene Ideologie und hierarchische Struktur, die Männer in vorteilhafte Position gegenüber Frauen versetzt und ihnen Macht, Privilegien, Ansprüche und Zugang zu Ressourcen in verschiedenen Kontexten gewährt.“[4] schreibt JJ Boila in seinem Buch Sei kein Mann.

Wir müssen uns dieser Umstände bewusstwerden und uns gegenseitig aufklären. Unsere eingefahrenen Rollenvorstellungen hinterfragen und abbauen. Es reicht nicht, wenn nur die diskriminierten Personen aufstehen, sondern auch Diskriminierende. Dabei ist es wichtig, dass wir uns alle als Betroffene des Patriachats verstehen. Also egal ob du Schüler*in, Lehrer*in, Elternteil, Sekretär*in, Schulsozialarbeiter*in oder Hausmeister*in bist. Das Patriachat beeinflusst unser aller Leben von der Geburt bis ins Erwachsenenalter und darüber hinaus. Es liegt an uns, ob wir weiterhin innerhalb dieser Zwänge leben wollen.

[1] FLINTA – Personen: Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binäre, Trans und Agender – Personen

[2] https://www.unwomen.org/en/what-we-do/economic-empowerment/facts-and-figures (letzter Zugriff am 07.03.2020)

[3] Margarete Stokowski: Untenrum frei (Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2016)

[4] JJ Boila: Sei kein Mann (hanserblau, 2020)

[5] empowern: (be)stärken, befähigen, aufbauen

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