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Wie man eine Erörterung schreibt

Bald steht bei dir eine Deutsch-Klausur an oder du möchtest dich einfach in Deutsch verbessern? Dann findest du hier die wichtigsten Infos und Tipps rund um das Schreiben einer Erörterung!

Definition: Bei einer Erörterung handelt es sich um eine schriftliche Argumentation, in welcher du als Autor*in deine Position zu einem Thema oder einer Fragestellung durch Argumente und passende Beispiele belegen musst. In einigen Fällen setzt du dich auch mit der “gegnerischen Seite” auseinander und musst für deine Position überzeugend argumentieren.


Dabei kann man unterscheiden in:

1. (freie) lineare Erörterung:

Für eine lineare Erörterung musst du zunächst deinen eigenen Standpunkt zu einem Thema finden. Beispiel: “Sollte Sportunterricht benotet werden?” → Nein, sollte er nicht. / Ja, sollte er.

Zu Beginn deiner Erörterung erklärst du er ein paar grundlegende Fakten zu dem Thema und worum es grob geht. Versuche den Anfang zudem so zu gestalten, dass er den Leser zum Weiterlesen animiert. Beispiel: “In allen Fächern eine eins, nur in Sport eine fünf, schon sieht der Durchschnitt um einiges schlechter aus . Der Sportunterricht ist momentan in den meisten Schulen ein bewertetes Pflichtfach. Aber sollte das so sein?”

Anschließend notierst du eigene Thesen (= Vermutung / Annahmen) zu dem Thema, dazu passende Argumente, die den Leser von deiner Position überzeugen und belegst diese mit Beispielen. Verfahre immer nach dem Muster Argument – Beispiel – Argument – Beispiel – …, immer darauf achtend, eine gute Überleitung zu finden und nicht einfach nur eins an das nächste zu klatschen. Außerdem solltest du mit “schwachen Argumenten” anfangen und mit einem starken Argument abschließen, damit dieses dem Lesenden zum Schluss im Gedächtnis bleibt. Beispiel: “Durch körperliche Unterschiedlichkeiten, ist es schwer eine gerechte Bewertung zu gewährleisten. So fällt es zum Beispiel übergewichtigen Kindern oftmals schwer, Turn- und Ausdauerübungen ebenso gut wie ihre schlanken Mitschüler auszuführen. Das kann zu Demotivation und Frust führen.” 

Im Schlussteil fasst du nocheinmal das wichtigste zu dem Thema und das Ergebnis zu dem du gekommen bist zusammen, ohne die Argumente der Gegenseite einzubinden. Du kannst auch kurz einen Ausblick bieten, wie dieses Thema wohl in der Zukunft behandelt werden wird. Beispiel: “Zusammenfassend kann man somit sagen, dass die Bewertung sportlicher Leistung sich negativ auf die Psyche und das Selbstwertgefühl von Schüler*innen auswirken kann. “


2. (freie) dialektische Erörterung:

In der dialektischen Erörterung behandelst du sowohl die Position der gegnerischen Seite als auch deine eigene Meinung zu einer Problemfrage. Auch hier musst du dir also zunächst überlegen, was du von dem Thema hältst. Beispiel: “Handyverbot auf dem Schulgelände” → Ja. / Nein.

Wie auch bei der linearen Erörterung leitest du deinen Text mit ein paar allgemeinen Fakten zum Problem ein, möglichst so, dass der Leser Lust hat weiterzulesen. Beispiel: “Schnell mal Insta checken oder ‘ne Runde Candy Crush zocken – das Smartphone ist für viele Schüler eine beliebte Pausenbeschäftigung. Nun kam in den vergangenen Jahren immer häufiger die Diskussion auf, ob es nicht besser wäre, das Handy auf dem Schulgelände verbieten zu lassen.”

Für den Hauptteil gibt es nun verschiedene Möglichkeiten, wie man die Abfolge von eigenen und Gegenargumenten gestalten kann:

  • Sanduhrenprinzip: Hierbei beginnst du mit den gegnerischen Thesen, Argumente und Beispielen und sortierst diese wie beim oberen Teil einer Sanduhr von stark nach schwach. Dann schließt du mit einem schwachen Argument, das deine Meinung unterstützt an und formst mit immer stärker werdenden Argumenten den unteren Teil der Sanduhr.
  • Sandwichprinzip (den Namen habe ich mir jetzt selber ausgedacht, aber ich finde, er passt): Bei diesem Prinzip wechseln sich immer dein eigener These-Argument-Beispiel-Komplex und der der Gegenseite ab.

In beiden Fällen musst du zum Schluss eine Abwägung der beiden Seiten vornehmen und dich für eine der beiden entscheiden, auch wenn du bereits von vornhinein weißt, welche Seite dir eher zuspricht. Es ist auch möglich, einen Kompromiss zwischen beiden Seiten zu formulieren. Beispiel: “Das Handy kann zur Einschränkung der sozialen Kontakt innerhalb der Schulzeit führen, bietet den heutigen Generationen aber auch gleichzeitig gut Grundlagen für intensiven Austausch und ist Hilfsmittel zur regelmäßigen Kommunikation. Um den Kindern ihren Spaß nicht vollkommen zu verbieten und sich den Entwicklungen der Zeit anzupassen, ohne aber die negative Auswirkung von zu viel Handykonsum außer Acht zu lassen, wäre eine mögliche Maßnahme, die Handynutzung in einigen Bereichen oder zu einigen Zeiten in der Schule einzuschränken.”


3. textgebundene Erörterung:

Bei einer textgebundenen Erörterung bekommst du, wie der Name bereits verrät, einen Text als Quelle aus welchem du die Meinung und die Argumentationsstruktur des Autors analysieren und erläutern musst. Deine eigene Meinung ist hierbei erst am Ende gefragt. Bei dieser Art ist das Schreiben im Konjunktiv sehr wichtig! Schreibe also “der Autor sagt, es sei” anstatt “der Autor sagt, es ist” und “seiner Meinung nach wären wir” statt “seiner Meinung nach sind wir”!

Den Anfang bildet wie bei vielen anderen Deutscharbeiten auch wieder: Titel, Textart, Autor, Erscheinungsdatum, Thema und kurze Inhaltsangabe. Außerdem gibst du an, wie relevant das behandelte Thema in der heutigen Zeit ist. Beispiel: “Bei dem zu erörternden Text handelt es sich um einen Zeitungsartikel mit dem Titel “Jedes Leben zählt” in welchem der Autor Maria Musterfrau Abtreibung als sehr aktuelles Thema vieler Diskussionen behandelt. Er wurde am 22. April in der “Musterschen” veröffentlicht. Sie spricht sich dabei gegen das Töten ungeborener Babys zu jedem Preis aus und nutzt verschiedene, vor allem ethisch begründete Argumente.”

Anschließend siehst du dir die Argumentationssruktur des/der Autor*in an, stellst dir also die Frage: Welche Argumente verwendet er/sie? Wie begründet er/sie diese? Auf welche Weise argumentiert er/sie (sachlich/emotional/…)? Wie überzeugend/schlüssig sind die Argumente? Vergiss das direkte oder indirekte Zitieren mit Zeilenangaben nicht! Beispiel: “Anschließend nutzt die Autorin die Aussage der Professorin Bernadette Beispielia, dass eine Abtreibung einen negativen Einfluss auf die Psyche einer werdenden Mutter haben würde (Vgl. Z. 12). Als Beispiel fügt sie die Aussage einer “jungen Frau” (V. 14) an mit welcher sie gesprochen hätte und die ihr wiederum beschrieben hätte, sie habe sich “jahrelang schlecht” (V. 15) gefühlt, nachdem sie einen Schwangerschaftsabbruch durchgeführt hätte.”

Betrachte zusätzlich auch die verwendeten rhetorischen Mittel, sowie den Schreibstil und die Sprache. Beispiel: “Um dem Leser das Lesen leichter zu machen, nutzt Maria Musterfrau eine vorrangig förmlich-umgangssprachliche Sprache und viele rhetorische Fragen um den Leser selber zum Nachdenken anzuregen.”

Zum Schluss folgt deine Stellungnahme. Je nach Aufgabenstellung (und Lehrer) muss diese mehr oder weniger ausführlich ausfallen. Positioniere dich nun selber zu dem Thema und formuliere deine eigene Meinung. Findest du die angeführten Argumente überzeugend? Stimmst du den Aussagen des/der Autor*in zu? Wenn ja, dann stelle noch einmal die Argumente dar, welche am wichtigsten für die Argumentation für das Thema sind. Wenn du möchtest kannst du auch noch eigene Argumente hinzufügen. Differiert deine Ansicht von der des Autors, füge Belege ein, die die des Autors entkräften und gib an, falls die Argumentationsstruktur in sich nicht schlüssig war. Du kannst auch gleichzeitig zustimmen und widersprechen. Formuliere in diesem Fall welche Argumente du überzeugent findest und welche dich nicht überzeugen und widerlege letztere erneut. Beispiel: “Ich persönlich fand die Argumentationsstruktur der Autorin sehr kohärent und vor allem die Vielzahl von Autoritätsargumenten sehr überzeugend. Auch ich bin der Meinung, dass Abtreibung die alleinige Entscheidung der Schwangeren sein sollte. So gibt es viele Frauen, die ungewollt schwander werden und bei der Geburt eines Kindes diesem nicht genug Lebensstabilität bieten könnten. In einem solchen Fall sollte ein Abtreibung, nach ausführlicher Beratung möglich sein.”

Das Ende bildet eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse. Eine Einordnung des Problems in einen größeren Zusammenhand ist auch möglich. Beispiel: “Insgesamt wird die Meinung der Autorin, welche gegen Abtreibung argumentiert, sehr gut deutlich und die von ihr angebrachten Argumente wirken überzeugend. Zwar wird das Thema Abtreibung heutzutage stark diskutiert, dennoch handelt es sich dabei nur um einen von vielen Bereichen in welchen Frauen ihre Entscheidungsfreiheit abgenommen wird und die Gesellschaft, die nunmal auch aus einem Großteil an Männern besteht, über sie entscheiden kann.”


In jeder Erörterung oder Argumentation wirst du auf verschiedene Arten von Argumenten treffen. Damit du sie in deiner eigenen Argumentation auch richtig verwendest hier eine kurze Übersicht:

Autoritätsargument Argument, welches sich auf die Aussage einer angesehenen Persönlichkeit / eines Profis bezieht
empirisches Argument / Erfahrungsargument Argument, in welchem eine von der Autorin / dem Autor selber gemacht wurde
Faktenargument Argument, welches durch wissenschaftlich erforschte Tatsachen belegt werden kann
logisches Argument Argument, welches zur Begründung einen logischen, aus dem Allgemeinwissen schöpfenden Zusammenhang verwendet
Analogieargument Argument, bei welchem ähnliche oder vergleichbare Fälle aufgeführt werden
Totschlagargument Argument, gegen welches nicht widersprochen werden kann oder gegen welches man sich nicht traut zu widersprechen

Dann bleibt mir jetzt nur noch zu sagen: Ich hoffe das hat dir geholfen und viel Erfolg bei Deutsch!


* Es handelt sich um ein Beispiel! Die Fakten sind ausgedacht und entsprechen nicht unbedingt der Wahrheit!

Hallo! Mein Name ist Olivia und ich habe dieses Jahr die Leitung der Schülerzeitung Apropos übernommen. In meinen Artikeln widme ich mich vorrangig Themen rund um den Fernöstlichen Raum, aktuelle News und Schulhilfen. Außerdem teile ich gerne meine Begeisterung für's Kochen und Backen hier und versorge euch mit Rezepten und anderen Foodie-Infos.

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