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Sachsen gegen Missbrauch

In keinem Zeitalter wurde so sehr über kontroverse, unbequeme gesellschaftliche Probleme diskutiert wie heute, Gleichberechtigung, Toleranz und kulturelle Diversität werden aktiv gefördert. Im Zuge dessen kam auch ein ehemaliges Tabu-Thema besonders zur Sprache: sexueller Missbrauch. Vom roten Teppich fand der Diskurs seinen Weg nun bis nach Sachsen, genauer gesagt in sächsische Klassenzimmer. Denn die Initiative “Schule gegen sexuelle Gewalt”, eigentlich bundesweit gefördert, wird nun auch in Sachsen unterstützt und angewendet.

Ziel dabei ist es, Schulen sicherer zu machen und ein Vertrauensverhätnis zu etablieren. Das heißt einerseits, dass das Risiko eines sexuellen Übergriffes an Schulen massiv verringert werden soll, andererseits soll den Schülern in der Schule der Raum geboten werden, Schutz und Hilfe bei Gewalt und Missbrauch im Elternhaus oder anderswo zu suchen. So seien zumindest ein bis zwei Schüler pro Schule Opfer von sexueller Gewalt, so Dirk Reelfs, der Sprecher des Kultusministeriums. Die Dunkelziffer liege aber noch einmal erheblich höher.

Um Lehrkräfte, Schulleitung und andere Beschäftigte der Schule bei der Bewältigung eines komplexen und sensiblen Themas zu unterstützen, stellt die Initiative auf ihrer Website eine Art Anleitung zu Verfügung. Dabei geht es nicht darum, konkrete Regeln aufzustellen. Viel mehr sollen Schulen selber ein Konzept entwickeln, welches individuelle Probleme und Risiken der Einrichtung beluchtet und beseitigt. Dabei sollten, so emfiehlt es der Ratgeber der Initiative, sowohl Lehrer als auch Eltern und Schüler beteiligt werden, um alle Bdürfnisse zu erfüllen.

Komplex wird die Situation durch den zweiteiligen Ansatz: um Missbrauch zum Beispiel durch Lehrkräfte zu verhindern, müsse man, so scheint offensichtlich, den persönlichen Kontakt der Lehrer zum Schüler minimieren, das heißt Gespräche unter vier Augen sowie Körperkontakt vermeiden. Da die Schule jedoch auch als “sicherer Hafen” für Schüler dienen sollte, muss natürlich ein gewisses Vertrauensverhältnis hergestellt werden – und dazu gehört eben auch, dass der Schüler die Möglichkeit hat, ein privates Gespräch zu führen, wenn er sich dem Lehrer anvertrauen will.

Um derartige Dilemma-Situationen zu lösen, schlägt “Schule gegen sexuelle Gewalt” zwei Unterstürzungen vor: an der Entwicklung dieses Konzeptes sollten neben den Vertretern der Schule auch externe Berater, die sich professionell mit dem Thema auseinandersetzen, beteiligten werden. Weiterhin ermöglicht die Initiative die Teilnahme an von ihnen organisierten Seminaren und Informationsveranstaltungen. So soll gewährleistet werden, dass die Lehrer im Ernstfall wissen, wie sie reagieren sollen. “Wir müssen Lehrer sensibilisieren, damit sie Warnsignale erkennen und handeln können”, so Kultusminister Christian Piwarz. Die erste dieser Veranstaltungen fand gestern in Leipzig statt und wurde von über 200 Lehrkräften besucht.

Da die Entwicklung eines solchen Konzepts und die Bekämpfung eines derart komplexen Problems nicht von den Schulen alleine gestemmt werden kann, ist es wichtig, dass auch die Länder das Vorhaben unterstützen – besonders auf finanzieller Ebene. Während Piwarz die Schulen in erster Linie als verantwortlich erklärt, die eigene Situation zu beurteilen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, verspricht er dennoch, die notwendigen Gelder zur Verfügung zu stellen. Insgesamt sollen etwa 2 Millionen Euro für den Schutz der Kinder fließen.

Es ist naheliegend, gerade an Schulen offenisv mit dem Thema umzugehen: Schulen sind sowohl Tatorte als auch möglich Rückzugsorte. Immerhin sind sie der Ort, an dem die Kinder und Jugendlichen einen Großteil ihres Tages verbringen und wo sie am besten zu erreichen sind – und wo demnach auch am ehesten eine Veränderung ins Rollen gebracht werden kann.

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