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Kein Stück für die Versenkung

Ein Käfig auf Stelzen, inmitten eines goldenen Raumes, das Gesicht des Gefangenen wird direkt überlebensgroß auf eine Leinwand projiziert, die nüchtern verlesene Anklage wird von gespenstigen Klaviertönen begleitet. “König Ubu/Ubus Prozess” erzählt von Vater und Mutter Ubu, die sich auf den Thron morden, von Größenwahn und Geldgier, von Massenmorden und Kriegen, aber auch von einer absolut ungleichen, zerütteten Ehe. Am 27.01. feierte die Inszenierung von Claudia Bauer Premiere und nahm die Zuschauer mit in die Welt des absurden Theaters – brillant umgesetzt noch dazu. Die Schauspieler bestechen vor allem durch eine herausragende Körperlichkeit, jede Beziehung, jeder Gedanke wird sofort in eine Haltung oder gar eine ganze Choreographie umgesetzt. Der Abend ist voller Bilder, wie sie vielleicht in einem Albtraum erscheinen würden und zwischendurch bekommt man fast ein bisschen Mitleid mit dem später verurteilten Vater Ubu. Es ist ein Wechselspiel, im einen Moment steht er voll im Schatten seiner dominanten Frau, die ihn überhaupt erst zum Sturz des Königs anstiftet – dann schickt er sämtliche Mitglieder seines Staats- und Justizapparates “in die Versenkung”, um sich selber an deren Besitz zu bereichern. Begleitet wird die Inszenierung durch die tadellose, manchmal erleichternd fröhliche, manchmal wahnsinnig gespenstige Performance des acapella-Chores VOXID. Musik spielt an diesem Abend eine große Rolle, laute Paukenschläge und kaum hörbare Klavierklänge unterstreichen die brutalen, vollkommen wahnsinnigen Handlungen des selbsternannten Königs.

Aber trotz der teilweise absurd komischen Szenarien und der manchmal zum Schreien dämlichen Handlungen der Figuren, die den Zuschauer mitreißen und unterhalten, hat der etwa zweistündige Abend auch seine Längen. Lange Monologe, gepaart mit eintönigen Grimassen des Hauptdarstellers, lassen Text und Bild verschwimmen und sorgen für eine für Theater ungünstige Wegdämmer-Atmosphäre.

Ich habe den Saal mit gemischten Gefühlen verlassen, noch ein bisschen gefangen in diesem wechselhaften Theaterabend und auch etwas verwirrt von einigen Entscheidungen der Darstellung. Nichtsdestotrotz lässt sich diese Inszenierung von “König Ubu”, gerade durch die exzellente Leistung der Darsteller und den gelungenen Einsatz der Musik an diesem Abend, für begeisterte Theatergänger durchaus empfehlen. Es wird das gesamte Repertoire schauspielerischer Fähigkeiten und Mittel aufgefahren – für die ganz Empfindlichen allerdings vielleicht nicht immer das Richtige.

Nächste Vorstellungen “König Ubu/Ubus Prozess”: 01.03., 25.03. jeweils 19:30, Große Bühne

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