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Vorteilhaftes Blutvergießen

Kaum einer in Deutschland versteht auch nur annähernd die amerikanische Faszination für Waffen. Jedes Mal überkommt einen Verwunderung, wenn in den Nachrichten mal wieder gemeldet wird, dass es nicht gelungen sei das Waffenrecht in den USA zu verschärfen, wie beispielsweise 2010. Obama unternahm den Versuch Reformen einzuleiten, jedoch wurden diese von der NRA (National Rifle Association) und dem republikanischen Teil des Senats blockiert. Um diesen Vorgang zu verstehen, sollte man sich mit der Amerikanischen Historie, Mentalität und der Gründung der NRA vertraut machen. Die NRA gründete sich 1871 als Organisation für das Sportschießen, jedoch entwickelte sie sich zu einem späteren Zeitpunkt und mit Hilfe weiterer Interessengruppen wie dem Jagdwesen zur Waffen-Lobby mit viel Einfluss durch eine ausreichende finanzielle Ausstattung und (wie in Amerika üblich) kompetente PR-Agenten. Manchmal scheint die deutsche Politik zu vergessen wie wirksam gut durchdachte Propaganda ist.

Die jüngsten Bilder aus den USA, die uns Europäer erreichten, zeigen Amokläufe, meist von jungen Menschen begangen. Weinende Mütter, tote Menschen, Furcht, Schrecken, Panik an den Schulen und ähnlichen öffentlichen Einrichtungen. Ist das nicht genug, um diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die die Waffen ausgeben? Zudem passieren diese Dinge regelmäßig, das kann man wohl kaum außer Acht lassen. Reicht das nicht aus, um wenigstens irgendeine Art von Prävention in Gang zu setzten? Anscheinend nicht. Die Waffen- Lobby sieht nicht die Gefahr bei den Waffen, sondern bei den Menschen, die sie benutzen. Zusätzlich schlägt der Präsident der Vereinigten Staaten vor, Lehrpersonen mit Waffen auszustatten.

Irgendwie scheint es, als würde entweder die amerikanische Unterhaltungsindustrie die amerikanische Realität beeinflussen oder wir wissen nun alle wo Hollywood seine Inspiration herbekommt, denn dieses ganze Szenario erinnert doch irgendwie an The Purge. Das wäre aber auch sehr schade, wenn sich die Schwachen, Armen und Dummen einfach gegenseitig selbst erschießen so natürliche Selektion like. Es schießen gerade auch gar nicht die Einschaltquoten des eigenen Fernsehsenders der NRA in die Höhe, auf dem Dana Loesch, (die Repräsentantin der Organisation) nun nicht geschickt die Bevölkerung wieder auf ihre Seite zieht mit kleinen Zugeständnissen wie der Erhöhung des Mindestalters von 18 auf 21 um an eine vollautomatische Schusswaffe zu gelangen und eine brillante Darstellung als Mutter, starke, emanzipierte Frau und Waffenliebhaberin hinblättert, immer wieder darauf plädierend, dass man doch dem freien amerikanischen Bürger sein Recht auf den Besitz einer Waffe und somit seiner Selbstverteidigung nicht verwehren darf, wie es auch im 2. Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung steht auf den sich die NRA seit Jahren immer wieder beruft.

Interessant zu sehen : eine Debatte mit Opfern des kürzlich passierten Amoklaufes und der „spokeperson“

https://www.youtube.com/watch?v=4AtOU0dDXv8

Noch interessanter: D. Loesch hat öffentlich behauptet „die Medien lieben weiße, weinende Mütter“ und bemerkte die hohen Einschaltquoten, daraufhin wurde sie zur Rede gestellt:

https://www.youtube.com/watch?v=1IDpQPW-l44

Es scheint als seien dies die Schurken, die versuchen würden auf Kosten der anderen zu profitieren, denn den Rahmen des Alltags, sprich die Politik haben auch die Lobbyisten wie Trump sagen würde: „by their balls“ gepackt. Die meisten Wähler im Land wählen nämlich mit Hinblick auf die Waffengesetze, diese sind aber oft Befürworter dieser, da aber Politik die Wählerstimmen braucht wird sie sich angepasst haben müssen. Dabei heißt es laut den Kriminalstatistiken des FBI, dass ein Drittel der Gewaltverbrechen durch Missbrauch von Schusswaffen entsteht. Es ist auch völlig belanglos, ob es sich um voll-, halb-, oder gar nicht automatische Schusswaffen handelt.  Es geht hierbei um ausartende Gewalt die zu verhindern ist, um ein funktionierendes Alltagsleben zu schaffen, oder geht es hierbei um die Integration von Gewalt in unseren Alltag? Natürlich kann man einem autonomen Menschen das Recht auf Selbstverteidigung nicht verwehren, aber das heißt nicht, dass man einen Mord als Selbstverteidigung durchgehen lässt. Die USA lassen oftmals sehr viel Raum bei der Auslegung bestimmter Gesetze und Regelungen das macht einen Missbrauch sehr leicht, vor allem von Seiten des Staatsapparates, da dessen Kontrolle die eigene ist, somit also nicht existiert.

Zusätzlich zum Vorschlag die Lehrer an den Schulen zu bewaffnen, unterstützt Trump strengere Hintergrund-Checks der Waffenkäufer, außerdem will er nun „Bomb Stocks“ verbieten die halbautomatische in vollautomatische Schusswaffen umwandeln. Dazu kommt eine intensivere Beschäftigung mit psychisch Erkrankten allerdings gab er keine weiteren Details preis. Irgendwie unlogisch oder? Vielleicht soll sich die Bevölkerung mit einer so absurden Äußerung beschäftigen um vom Wesentlichen abzulenken, vielleicht ist diese Art der Handhabung genau die, die Amerika gefehlt hat. Wir wissen alle – minus und minus ergibt Plus.

Wenn wir uns nun Waffen tragende Lehrer vorstellen, dann müssten wir auch über ihre Position in der Staatsstruktur reden. Mit einer Waffe kommen nämlich neue Möglichkeiten wie z.B. die Instrumentalisierung des Lernenden oder eine Expansion des eigentlichen Aufgabenbereiches des Lehrers auf. Letztlich kann das zu noch viel mehr Missbrauch führen oder man sollte derartige Vorschläge einfach mal nicht so ernst nehmen.

Wenigstens darf sich Deutschland über seine strengen binnenländlichen Waffengesetze freuen. Wohin aber unsere hier produzierten Waffen exportiert werden und was für gesetzliche Lücken dabei aufgedeckt werden könnten, muss uns noch lange nicht kümmern. Lass uns einfach den neuen Blockbuster schauen… ach ne sind ja die Nachrichten.

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