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Bildungspflicht statt Schulpflicht

„Die Schule soll stets danach trachten, dass der junge Mensch sie als harmonische Persönlichkeit verlasse, nicht als Spezialist.“ Albert Einstein

Einem Mann zu widersprechen dessen Intelligenz weit über die eines gewöhnliches Schülers reicht ist schwer, aber nicht unmöglich. Natürlich hat Albert Einstein recht damit dass „ Die Schule […] stets danach trachten [soll], dass der junge Mensch sie als harmonische Persönlichkeit verlasse[…]”, aber sofort stellt sich die Frage: Wie ist jene harmonische Persönlichkeit definiert?
Daraus bildet sich eine andere: Bilden die heutzutage vermittelten Lehrinhalte eine adäquate Grundlage für eine solche harmonische Persönlichkeit? Immerhin basiert unser deutsches Schulsystem auf Erkenntnissen der letzten zwei Jahrhunderte und bedarf nicht nur einer Reform sondern einer kompletten Ummodellierung. Mehr noch als neue Inhalte, wird eine neue Form der Vermittlung jener verlangt. Warum eine fundamentale Institution wie die Schule nicht hinreichend von Politik und Wirtschaft beachtet wird, bleibt mir unverständlich. Es sitzen doch die zukünftigen Generationen der Gesellschaft hinter den Bänken der Trostlosigkeit. Ist das nicht wichtig genug? Hat man aufgehört Hoffnung in uns, zukünftige Gesellschaft, zu investieren? Sind wir nicht dazu bemächtigt Veränderungen, unabhängig von ihrer Art, hervorzurufen?
Wir sind der Ursprung der Veränderung, wir sind der frische Wind der den Mundgeruch der langsam verfaulenden Autoritäten wegweht. Doch wir sind dazu verdammt unsere Sozialisation und unsere Bildung in Einrichtungen zu empfangen, die zu kämpfen haben mit Mangel an Lehrkräften, an Medien, sowie ihrem Einsatz, an Räumen, an einem Konsens – da auch noch heute im geeinten Deutschland 16 Bundesländer sich nicht einig werden können, wie sie denn ihre Sprösslinge nun haben wollen – und zu guter Letzt an Geld. Es ist doch nur gesund sich dann zu einem Spezialisten zu entwickeln. Eben nicht die mumifizierten Inhalte anzunehmen sondern sich selbst Bildung zusammenzustellen. Hier rede ich nicht davon, dass die auf Wissenschaft begründeten Erkenntnisse unserer Zeit nicht ihre Richtigkeit haben. Natürlich ist F= m * a und eine Ableitung ist der Differenzialquotient. Aber jemand der lieber zehn historische Quellen liest und diese anschließend analysiert, ist nunmal ein Spezialist, dessen Existenz nichts Verwerfliches beiliegt. Umso verwerflicher ist es, diesen Spezialisten durch die Hölle zu schicken, nur damit er fähig ist, das chemische Gleichgewicht einer Reaktion zu ermitteln. Außerdem ist das doch auch zu speziell oder nicht? Nun wird der ein oder andere entgegenbringen, dass die Noten solche Unterschiede kennzeichnen und beachtet wird, was zu beachten ist. Ja, natürlich! Aber nur im Rahmen der Schule. Der NC für z.B. Soziologie, Politikwissenschaften und zahlreiche andere rein gesellschaftswissenschaftliche Fakultäten liegt zwischen 1,00 bis 1,5, d.h. ohne ausreichend gute Bewertungen in den Naturwissenschaften bleibt dem Spezialisten seine Spezialität verwehrt.
Letztendlich lässt sich diese Misere verzeihen, denn die Schülerschaft hat ebenso die Aufgabe ihre Interessen zu vertreten und eine solche Nachlässigkeit der Politik nicht zu dulden. Genauso wie ´68 die Studierendenschaft keine Größen des Nationalsozialismus in ihren Universitäten geduldet hat. Aber um den Stein der Veränderung ins Rollen zu bringen, brauchen wir erst einmal die Macht dazu, die uns eigentlich die Bildung verleihen soll. Leider ist qualitativ hochwertige Bildung heute immer noch ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit.

 

https://www.youtube.com/watch?v=YR5ApYxkU-U

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