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Wer sein Fahrrad liebt…

…der sollte vielleicht wirklich lieber schieben. Oder es ganz stehen lassen. Denn trotz der vergleichsweise vielen Fahrradwege, auf die unsere Heimatstadt sehr stolz ist, kommt es immer wieder zu Unfällen. Im Jahr 2016 gab es laut MDR 13758 Verletzte im Straßenverkehr, unter 15 Verkehrstoten waren immerhin fünf Radfahrer. Was läuft also falsch in einer Stadt, die sich gerne auch mal als Fahrradstadt bezeichnet und für viele Möglichkeiten sorgt?

Der erste und offensichtlichste Grund natürlich: jeder, der sich ein Fahrrad und ein Auto vergleichend ansieht, stellt fest, dass bei unserem geliebten Drahtesel die Knautschzone so ziemlich fehlt. Bei einem Zusammenstoß ist also der Radfahrer sowieso schon in der schlechteren Position. Und im Innenstadtbereich sind alle Verkehrsteilnehmer von vorneherein ungeduldig. Besonders gefährlich sind Situation, in denen Radfahrer auf die Straße fahren, sie werden oft von parkenden Autos verdeckt oder fahren unerwartet auf die Straße. Die Lösung, so sagen viele: weg mit den Autos – ein komplettes Verbot innerhalb des Innenstadtrings. Wirklich? Denn was ist die Alternative? Die Preise für öffentliche Verkehrsmittel steigen und steigen und steigen und die LVB schafft es auch nicht, einen zuverlässigen und für alle zugänglichen Dienst bereitzustellen. Man versteht es also, dass die Leute lieber aufs Auto zurückgreifen – ist ja auch bequemer. Solange also die Öffis nichts verändern, haben auch die Farradfahrer Pech. Und je mehr Autos es in der Stadt gibt, umso kritischer wird natürlich die Parkplatzsituation. Parkhäuser gibt es zwar wie Sand am Meer, aber fürs Stehen will niemand bezahlen. Die Autofahrer weichen auf Seitenstreifen und Fahrradwege aus, Fahrradfahrer müssen in den fließenden Verkehr ausweichen, womit natürlich nicht immer gerechnet wird – und schon verzeichnen wir den nächsten Unfall.

Es gibt also drei zentrale Probleme: die (zugegeben naturgegebenen) Unterschiede im Design, das mangelhafte Angebot der LVB und das unproportionale Verhältnis zwischen Fahrzeugen und Parkplätzen. Bevor Leipzig also weitere Hotels baut, sollten wir vielleicht erstmal sicherstellen, dass die zahlreichen Besucher, die sie sich erhoffen, auch bequem und zu jeder Uhrzeit mit der Bahn von der Feinkost zum Gohliser Schlösschen kommt. Dann würden mehr Menschen die Bahn nutzen und der Rückgang an Autos besonders im Innenstadtbereich freut Fußgänger, Fahrradfahrer und die Umwelt.

Und noch ein Tipp für alle, die ihr Fahrrad doch nicht stehen lassen können: morgen in der ersten und zweiten Pause könnt ihr kostenlos eure Fahrräder registrieren lassen. Falls mal wieder eins geklaut wird.

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