
Geschmack der Vergangenheit – typische Speisen der DDR
Über 30 Jahre ist es nun her, dass West- und Ostdeutschland, BRD und DDR vereint wurden und während wir uns über die Abschaffung von wirtschaftlichen Unterschieden freuen, gibt es einige Dinge über deren Verschwinden der ein oder andere traurig ist. So zum Beispiel traditionelle Speisen, die mittlerweile im Zuge der verstärkten Globalisierung größtenteils durch die allseits bekannten Pizza, Döner und Co. verdrängt wurden. Und damit dieser Teil der DDR-Kultur nicht vollkommen in Vergessenheit gerät, möchte ich heute mit euch in den kulinarischen Erinnerungen meiner Elterngeneration schwelgen.
typische Gerichte der DDR:
1. Soljanka:
Von den Russischen Besatzern inspiriert ist dieses Gericht schnell zu einem typischen Mittagessen in Kantinen und bei Mutti zu Hause geworden. Der warme Eintopf auf Basis von eingelegtem Gemüse enthält traditionellerweise eine großzügige Fleisch-, Wurst- oder Fischeinlage, früher oft bestehend aus den Resten, die die Küche noch zu bieten hatte, und etwas Alibi-Gemüse, wie Paprika, um der Anschein von “gesund” zu erwecken. Seine Säure erhält die Suppe vorallem durch die Verwendung eingelegter Salz- bzw. Gewürzgurken, wie sie in Russland sehr beliebt sind. Fakt ist, der hohe Anteil an Fleisch versorgt einen mit vielen Proteinen und viel Fett, macht lange satt und versorgt einen mit viel Energie.
2. Jägerschnitzel:
Nein, das wird nicht aus Jägerfleisch hergestellt und nein, es handelt sich hierbei auch nicht um das klassische gold-braun panierte Schnitzel mit Pilzsauce – nein! Ein ehemaliger DDR-Bürger versteht unter einem “Jägerschnitzel” eine dicke Scheibe Jagdwurst, ordentlich paniert und angebraten und dann typischerweise mit Spirelli-Nudeln und Tomatensauce serviert. Noch heute findet man dieses Gericht in vielen Mensen der neuen Bundeslänger (ja, hier spreche ich aus Erfahrung, auch ich kann mich noch an’s gute alte Jägerschnitzel zum Mittag in der Grundschule erinnern).
3. Senfeier:
Ich hab das Gefühl, dieses Gericht ist auch eines, das die Nation spaltet. Entweder man ist ein Fan der in einer kräftigen Senfsauce gekochten Eier, meist mit Kartoffeln serviert, oder eben nicht. Für die, die es ganz besonders extravagant mögen, gehören auch Kapern mit in die hellgelbe Sauce. Nicht nur in der DDR fand man dieses Gericht gerne in Schulkantinen, auch heute stehen Senfeier neben Jägerschnitzel gerne mal auf dem Speiseplan unserer (mehr oder minder begeisterten) jüngsten Generation.
4. Wurstgulasch:
Wenn wir schon dabei sind, Kantinen-Klassiker aufzuzählen, dann darf auch diese Speise nicht fehlen. Nehmen die Ungarn am liebsten ordentlich angebratenes Fleisch für ihr “Gulasch”, so mussten sich die Bürger der DDR aufgrund von nicht seltenen Lieferengpässen oder nicht genügend Einkommen einfacherer Mittel bedienen. Und schon war das Wurstgulasch geboren! Statt der in ihrem eigenen Saft zartgekochten Fleischbrocken mit Gemüse, verwendet man hier, wie der Name bereist verrät, gewürfelte Wurststückchen, die statt in Würtschenwasser in fruchtiger Tomatensauce gekocht werden. Dazu gibt es dann typischerweise wieder Spirelli, die Diksussion ob die weißen, orangenen oder grünen am besten sind, möchte ich an dieser Stelle nicht beginnen.
5. Kalter Hund:
Klingt wie das Gegenteil zum amerikanischen “Hot Dog”, was? Überraschung, mit kalten Würstchen hat dieses Gericht gar nichts zu tun, im Gegenteil, es handelt sich hierbei um eine Süßspeise. Für deren Herstellung benötigt man tatsächlich nur 3 Zutaten: Butterkekse, Schokolade und etwas Kokosöl. Die Schokolade wird zunächst zerlassen und mit etwas Kokosöl vermengt um sie flüssiger zu machen. Anschließend wird eine Schicht Schokolade in eine längliche Backform gegeben und ein paar Butterkekse daraufgelegt. Als nächstes folgt wieder eine Schicht Schokolade und so weiter, bis ein länglicher “Kuchen” entsteht, den man nun nur noch auskühlen lassen muss, bevor man ihn in Scheiben schneiden und genießen kann.
Fertiggerichte aus einem typischen DDR-Laden:
1. Nudossi:
Das erste Mal im Jahr 1970 in Radebeul bei Dresden ist diese Nuss-Nugat-Creme noch heute eine große – wenn auch nicht ganz so bekannte – Konkurrenz zur allseits beliebten “Nutella”. Allerdings kann dieser Brotaufstrich aus der DDR mit einem wesentlich höheren Anteil an Haselnüssen auftrumpfen, nämlich ganzen 36% im Vergleich zu den 13% der Konkurrenz, die bei einer NUSS-Nugat-Creme ja eigentlich den Hauptbestandteil bilden sollten.
2. Russisch Brot:
Wie der Name bereits andeutet, hat dieses luftige Gebäck seinen Ursprung (vermutlich) in Russland und da in der DDR – ursprünglich die Sowjetische Besatzungszone – ein sehr großer Bedarf nach diesen süßen Kekschen herrschte, entwickelte Helmut Quendt, der Firmeninhaber von “Dr. Quendt”, eine spezielle Maschine zu deren Produktion, welche die essbaren Buchstaben bis heute populär gemacht hat. Übrigens: Früher glaubten Menschen wirklich, dass das Essen von Buchstaben dabei hilft, lesen zu lernen!
3. Bautz’ner Senf:
Noch gilt der aus Bautzen (welch eine Überraschung!) stammende “Bautz’ner Senf” zu einem der bekanntesten Sänfe… Senfe…? – egal! – auf ostdeutschem Terrain. Bereits zu DDR-Zeiten war er ein Liebling der Bürger der Deutschen Demokratischen Republik und hatte dadurch das Glück auch die zahlreichen Umbrüche der Wendezeit zu überstehen, sodass das charakteristische blau-weiße Senfglas mit der roten Aufschrift noch heute in vielen Ladenregalen gefunden werden kann.
4. Leckermäulchen:
Oh, das lässt Kindheitserinnerungen aufleben… Auch wenn die nicht in der DDR stattgefunden hat, so begleitet dieser süße, aufgeschäumte Quark bestimmt viele Kinder in den neuen Bundesländer durch ihre Kinder- und Schulzeit. Denn obwohl die Produktion nach der Wende für 5 Jahre stillstand, erfreut sich unser Kühlregal heute einer noch größeren Auswahl von Geschmacksrichtungen.
5. Vita Cola:
Zwar kein Essen, aber als Lebensmittel dürfte dieses dunkle Getränk dennoch zählen. Tatsächlich handelt es sich hierbei um ein von der DDR-Regierung in Auftrag gegebenes Produkt um den Bürgern auch den Genuss eines Cola-Softdrinks zu ermöglichen. Nach der Wende erschienen von dem Kultgetränk auch viele weitere Geschmacksrichtungen.
Na, hat das mit der Nostalgie geklappt? Ich hoffe doch sehr! Und wenn ja, dann freut sich der Konsum um die Ecke bestimmt über einen kurzen Besuch. Welche der Gerichte oder Lebensmittel habt ihr denn schon einmal probiert? Solltet ihr eines noch nicht kennen, dann denkt doch mal darüber nach selber den Kochlöffel zu schwingen und etwas DDR-Küche selber aufleben zu lassen!

