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Schüleraustausch 2019 – Mein Erfahrungen aus Finnland

Vom 27. Januar bis zum 2. Februar des Jahre 2019 hatte ich die Möglichkeit, gemeinsam mit 18 weiteren Schülern unseres Gymnasiums an einem Schüleraustausch nach Finnland teilzunehmen. Heute möchte ich euch mitteilen, was wir bei diesem Austausch alles mitbekommen und erfahren haben, was schön, was vielleicht nicht ganz so schön war und natürlich könnt ihr auch einen kleinen Einblick in den finnischen Alltag erhaschen.

Bereits am Sonntag, dem 27. Januar, ging es gegen 12 Uhr mit dem Flixbus nach Berlin los. Dort hatten wir zunächst 5 Stunden Wartezeit zu überbrücken, die wir uns mit Singen, Kartenspielen oder auch Schlafen vertrieben.

Dann ging‘s auch schon in den Flieger nach Riga (Lettland), wo wir ins Flugzeug nach Turku (Finnland) umstiegen. Nach 12 Stunden Reise wurden wir schlussendlich gegen 0.30 Uhr von unseren Gastfamilien freundlich empfangen und bewältigten die letzten Kilometer in die Häuser, in welchen wir die folgende Woche verbringen sollten. Einige von uns sollten auf eine Grundschule in Pöytyä, der größere Teil auf eine in Aura gehen. Ihr wundert euch bestimmt: “Grundschule”?! Was haben die da verloren? Doch lasst euch nicht täuschen, in Finnland geht die Grundschule von der 1. bis 9. Klasse und erst danach wechselt man auf eine fortführende Schule mit Oberstufe. An unserem Austausch haben Deutschschüler der 8. und 9. Klasse teilgenommen, waren also mit 14 bis 16 Jahren ungefähr in unserem Alter oder etwas jünger. Eine weitere Besonderheit in Finnland ist es nämlich außerdem, dass Kinder generell erst mit 7 Jahren eingeschult werden.

Nachdem wir nun endlich ins Bett gehen konnten, hatten wir das Glück am nächsten Tag erst gegen 10 Uhr in die Schule zu müssen, zu welcher wir entweder gefahren wurden, liefen oder das Gemeinschaftstaxi (eine Art Schulbus) nahmen. Ich persönlich hatte ca. 20 Minuten durch den wunderschönen weiß-glitzernden Schnee zu wandern und genoss das bisschen Bewegung am Morgen. Zuvor gab es aber Frühstück, das bei uns aus traditionell finnischem Roggenbrot (ruisleipä) mit Käse oder Schinken, Croissant oder Joghurt mit Müsli, sowie Kaffee (mit oder ohne Milch) oder Tee bestand. Wohlgemerkt waren sowohl in Käse, als auch Joghurt (der in Finnland meist in Tetrapaks verkauft wird, wie wir sie von Milch kennen) und Butter laktosefrei! Typisch für Finnland, wo ungefähr ein Drittel aller Einwohner laktoseintolerant ist. Einige meiner Freunde berichteten mir, dass sie mit Porridge oder auch typisch finnischen karjalanpiirakka verköstigt wurden.

Mein erster Schultag, den ich in der “Asemanseudun Koulu”, der Grundschule Auras verbrachte, begann mit der Vorstellung der für uns zuständigen Deutsch- und Englischlehrerin Kaisa Quentin. Wie in Finnland üblich, durften wir sie, wie alle anderen Lehrer auch, duzen und beim Vornamen nennen! Auch der Schulleiter stellte sich uns mit Vornamen vor und begrüßte uns mit einem “Guten Tag”, womit er seiner Aussage nach, seine Deutschkenntnisse auch schon ausgeschöpft hatte. Gleich im Anschluss folgte eine Führung durch das Schulgebäude, durchgeführt von Deutschschülern der 9. Klasse, die ihr Bestes gaben, uns alle wichtigen Orte auf Deutsch vorzustellen.

Nachdem wir uns grob orientiert hatten, ging es auch schon wieder zum Essen in die Schulkantine. Ungewöhnlich für uns, aber in Finnland ist es normal, dass das Schulessen kostenlos ist. Doch nicht nur das, es wird zusätzlich auch in Buffetform serviert und man kann sich immer wieder nachholen, bis man satt ist. Der Großteil von uns war überrascht, wie lecker das Essen trotz dessen war. Ob Kartoffel-Möhrensuppe, Nudelauflauf, Salat oder Bratfisch, Milch durfte am Buffet niemals fehlen und konnte gleich aus großen Behältern “gezapft” werden. Da die Verpflegung in der Schule frei ist, ist es für finnische Schüler unüblich eine Brotdose in die Schule mitzunehmen.

Einen weiteren “Kulturschock” bescherte uns die Regel, dass man in jeder Pause das Schulgebäude verlassen muss und auch wenn draußen über 30 Zentimeter Schnee lagen, was bei uns der Fall war, patrouillierten drinnen die Lehrer und schickten jeden raus, der versuchte sich vor dem Rausgehen zu drücken. Für so etwas wie Hauspause müssten wohl wirklich schlimme Bedingungen draußen herrschen…

Den Rest des Tages durften wir dem Unterricht unserer Austauschschüler beiwohnen und in den letzten Unterrichtsstunden nahmen einige von uns am Sport- und die anderen am Hauswirtschaftsunterricht teil. Der Sportunterricht, den ich erlebt habe, unterscheidet sich wirklich immens von dem, den wir hier in Deutschland haben. Keine richtige Erwärmung, keine Oberes-Zuspiel-Übungen, keine Stationsarbeit zum Thema Basketball und auch kein Tanzen mit Ball, Seil oder Reifen – zu Beginn des Unterrichts wurden alle Schüler in Teams eingeteilt und begannen gegeneinander Fußball oder Basketball zu spielen. All das sah sehr entspannt und locker aus und man konnte nicht den bei uns typischen Leistungsdruck spüren. Ob das daran lag, dass die Schule einen guten Eindruck vor uns Deutschen machen wollte, weiß ich nicht. In Aura hatten wir leider nur einige von uns die Möglichkeit beim Schlittschuhlaufen teilzunehmen, welches typischerweise auch zum finnischen Sportunterricht gehört. Stattdessen wurden wir mit einem Fußballspiel im 50 Zentimeter hohen Schnee unterhalten, welches sich wider Erwarten doch als ganz lustig herausstellte. Die Schüler, welche nach Pöytyä in die Schule gingen, hatten gleich am ersten Tag die Möglichkeit sich beim Eishockey auf dem Eis auszutoben. Am Freitag hatten sie dann auch die Möglichkeit am traditionellen Wintersporttag teilzunehmen und sich in verschiedenen Gruppen in Eisangeln, Langlauf oder Ski-Abfahrt auszuprobieren. Wie auch der Sportunterricht wurde auch der Musikunterricht mit uns locker und entspannt gestaltet. Jeder durfte sich ein beliebiges Instrument nehmen und sich daran ausprobieren. Und die Auswahl war nicht einmal klein! Keyboard, Schlagzeug, Rasselei, E-Gitarre, Kontrabass, ja sogar ein elektrisches Schlagzeug gehörten zur Ausrüstung des Musikzimmers! Und nicht nur die musische Ausstattung ließ uns den Mund offen stehen, auch im Kunstunterricht war es völlig normal, eine der hochwertigen, schuleigenen Kameras auszuleihen, rauszugehen und hochauflösende Fotos von Schnee und Mensch zu machen.

Allgemein verhielt es sich im Unterricht anders als bei uns: Neben dem Fakt, dass die Schüler die Lehrer duzten, unterhielten sie sich zum Teil auch lautstark untereinander, sprachen die Lehrer ohne Meldung an und scheuten sich nicht davor einfach aufzustehen, seltsame Geräusche zu machen oder das Handy im Unterricht zu nutzen. Während in der Schule in Pöytyä am Eingang der Klassenzimmer ein spezielles Regal hing, in welches jeder Schüler sein Handy zu Beginn des Unterrichts legen musste, hatten es die Schüler in Aura entweder in der Tasche oder in der Hand.

Natürlich hing die Gestaltung des Unterrichts auch stark vom Lehrer ab. Einige schienen ihre Schüler mehr “unter Kontrolle” zu haben und die Stunde verlief ruhig, konzentriert und effektiv, andere wiederum gingen ans Handy, wenn es klingelte, verließen telefonierend den Raum oder ignorierten es, wenn ein paar pubertierende Jungs während der Arbeitsphase seltsame Schnaubgeräusche machten. Trotzdem muss ich persönlich sagen, dass mir die lockere Atmosphäre wirklich gut gefiel. Meiner Meinung nach wurde die kreative und interaktive Arbeit mit Mitschülern gefördert und auch die kleinen Spielchen zwischendurch brachten etwas Spaß ins Lernen. Zu den Hausaufgaben kann ich nur eines sagen: Meine Austauschschülerin hat sie abends, kurz vor dem ins Bett gehen, auf demselben sitzend erledigt. So schwer sollten diese wohl nicht gewesen sein…

Der Hauswirtschaftsunterricht war noch ein Kapitel für sich. Am WHS befinden wir uns ja momentan in der unglücklichen Lage, noch nicht auf eine funktionsfähige Küche zugreifen zu können. Größtenteils Oberschulen bieten in unserem Land Hauswirtschaft als Unterrichtsfach an, während es in Finnland zum Standard dazugehört. Allerdings bezieht sich in diesem Fall “Hauswirtschaft” lediglich auf das Kochen und Backen, für Handarbeiten gibt es auch noch einmal separaten Unterricht. Die Küche in der Schule in Aura befand sich in einem großen, hellen Raum und war mit zahlreichen Küchenutensilien sowie ganzen 4 Spülbecken, 8 Öfen und Herden und einer großen Vorratskammer sowie einem gut bestückten Kühlschrank ausgestattet. Von Mehl über Nüsse bis hin zu exotischen Gewürzen und asiatischen Nudeln konnte man wirklich alle Zutaten finden, die man für die Zubereitung von jeder Menge Speisen benötigte. Während des Unterrichts wurden wir gemeinsam mit den Schülern in “Teams” eingeteilt, denen jeweils ein Rezept und eine Küchenzeile zugeteilt wurden. Dann ging es auch schon auf ins Backvergnügen und selbst die sprachlichen Probleme bei einem ausschließlich deutschen Rezept, hinderten uns nicht daran, zusammen mit unseren Austauschschülern ein paar leckere Speisen zu zaubern, welche anschließend gemeinsam verkostet wurden. Ob Beerentarte, karjalanpiirakka oder Lachs-Spinat-Törtchen, die Anzahl von unterschiedlichen Rezepten, welche die Schüler zur Verfügung hatten, war wirklich groß. Und geschmeckt haben die…!

Nachdem die Schule vorbei war, hieß es für uns den Heimweg antreten und wir nahmen unsere Jacken von den Haken und die Schuhe aus den Regalen. Die Unterschiede zwischen finnischen und deutschen Schulen sind nämlich groß: Anders als bei uns, trägt man im Schulgebäude keine Straßenschuhe, sondern bewegt sich auf Socken über die laminierten Fußböden fort. Deswegen stehen gleich im Eingangsbereich spezielle Regale, in welche die finnischen Schüler ihre Straßenschuhe stellen. Auch die Jacken finden ihren Platz auf speziell dafür vorgesehenen Kleiderhaken, die sich direkt hinter dem Eingang befinden. So muss sich niemand damit abschleppen!

Die Nachmittage nach der Schule verbrachten wir auf die unterschiedlichsten Weisen, gemeinsam mit unseren Austauschschülern beim Schlittschuhlaufen, Reiten, Backen oder einfach bei Brot, Dessert und Kaffee mit einem Pläuschchen über die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland.

Am zweiten Tag erwartete uns wohl eines der größten Highlights unserer Reise, denn wir unternahmen alle gemeinsam einen Ausflug in das ungefähr 30 Kilometer entfernte Turku, die sechstgrößte Stadt Finnlands, direkt an der Ostseeküste. Zunächst wurden die Schüler aus Pöytyä eingesammelt und anschließend stiegen auch die Aura-Leute mit in den Reisebus, der uns eine halbe Stunde durch verschneite Landschaften mit schneebeladenen Bäumen am Straßenrand in eine gefühlt völlig andere Welt brachte. Während man in Aura zum Teil einen Kilometer bis zum nächsten Nachbarn laufen musste, jeder seinen eigenen Garten hatte und zwischendrin noch kahle Felder und große Wälder lagen, handelte es sich bei Turku um eine typische Kleinstadt, in der sich ein Haus an das nächste reihte. Auch Hochhäuser konnten wir endlich wieder sehen, da in den ländlicheren Gegenden nicht mehr als drei Stockwerke hoch gebaut wurde.

Nachdem wir zunächst den Dom von Turku, die Mutterkirche aller finnischen Kirchen besichtigt hatten, besichtigten wir die Stadt vom Bus aus und bekamen einen Einblick in die Geschichte der Stadt, Entwicklung, Rekorde und aktuelles Befinden. Danach gab es eine kurze Pause, in welcher wir unsere, am Tag zuvor im Hauswirtschaftsunterricht vorbereiteten Lunchpakete essen konnten, und keine 20 Minuten später ging es auch schon weiter mit unserem Programm. Derweilen die eine Hälfte von uns die Stadt erkunden und etwas Shoppen gehen durfte, machte sich der andere Teil in eine Kegelhalle auf, wo er die nächste Stunde damit verbrachte, zu versuchen mit bunten Kugeln schwarz-weiße Kegel umzuhauen. Dem einen gelang es vielleicht besser, der andere hatte nicht so viel Glück, doch insgesamt hatten wir alle Spaß, auch der Rest der Schüler, der eine Stunde später in der Kegelhalle eintraf und die Bowlingbahnen für 60 Minuten übernahm. Der restliche Nachmittag hing von den Gastfamilien ab, denn einige mussten im gemeinsamen Reisebus gleich wieder nach Hause fahren, während einige sich weiter mit Shoppen in der Stadt vergnügen konnte. Auch ich durfte noch ein paar Euros in die finnische Wirtschaft stecken und anschließend mit einem der seltenen Linienbusse zu meiner Gastfamilie nach Hause fahren. Im Gegensatz zu unserem Liniennetz in Leipzig, konnte man in Finnland froh sein, wenn der Bus wenigstens einmal pro Stunde kam. Aber wenn er dann einmal da war, dann wenigstens pünktlich…

Bis auf Dienstag gingen wir jeden Vormittag in die Schule, nahmen am Unterricht teil, erzählten den finnischen Schülern von unserem Heimatland, gestalteten in Projektarbeit unterschiedlichste Plakate oder versuchten den Deutschschülern wenigstens ein paar grundlegende deutsche Wendungen beizubringen. Auch wir konnten in der Woche ein paar finnische Ausdrücke aufschnappen, auch wenn wir uns in den meisten Situationen wohl eher davor scheuten sie zu benutzen, unsicher, ob die Betonung denn nun auch die richtige ist. Lieber griffen wir auf unsere Englischkenntnisse zurück, mit denen wir uns größtenteils durch den Alltag boxten. Auch wenn die Kenntnisse der Finnen zum Teil eher spärlich waren, konnte man sich doch irgendwie mit Händen, Füßen und Übersetzerapp verständigen.

Für viele von uns war dieser Schüleraustausch und die Möglichkeit dieses wunderschöne, wenn auch kalte Land, zu besuchen eine riesige Ehre, für die wir uns natürlich auch gebührend bedanken wollten. Zu diesem Zweck hatten wir eine kleine Präsentation inklusive PowerPoint, Lied-Gesängen und Klavier-Gitarren-Solo vorbereitet. Diese durften wir sowohl vor der gesamten Schule in Aura bzw. Pöytyä vorstellen, als auch vor allen teilnehmenden Gastfamilien, als wir uns am Mittwochabend gemeinsam in “haukkavuori”, in einer kleinen Hütte, gemeinsam versammelten. Doch zunächst ging es hinaus in den Schnee und wir Kinder vergnügten uns mit Schlitten und Po-Rutscher auf einem kleinen Rodelberg. Für viele ein seltenes und fast vergessenes Ereignis, solange, wie es schon keinen Schnee mehr bei uns gegeben hat… Danach ging es zum Grillen (ja, grillen im Schnee!) von traditionell finnischen Würstchen, die sich mit ihrer weichen Konsistenz deutlich von unseren deutschen Rostbratwürsten unterschieden. Als uns dann schließlich die Kälte langsam in die Knochen zog, begaben wir uns alle gemeinsam in die Hütte, in der wir unsere kleine Präsentation hielten, ein kleines Spiel spielten und uns anschließend beim Buffet, zu dem jede Familie etwas mitgebracht hatte, den Bauch vollschlugen. Im Anschluss blieb man noch etwas sitzen, unterhielt sich über Gott und die Welt, woraufhin es spät abends auch schon wieder zurück und ins Bett ging.

Eine weitere Sache, die natürlich auch bei keinem Finnlandbesuch fehlen durfte, war ein Besuch in der Sauna! In Deutschland gilt es als Luxus, wenn man eine sein Eigen nennen kann, doch in Finnland gehört sie zur Grundausstattung eines Hauses einfach dazu. Im Gegensatz zu einer Badewanne, die man eher selten findet. Auch ich hatte das Glück, das erste Mal in meinem Leben, eine Sauna zu besuchen und mich so richtig auszuschwitzen. Schüchtern habe ich mich nur mit einer Freundin und im Badeanzug hinein getraut, doch auch so konnte ich die porenöffnende Wärme richtig genießen und habe mich, wie einige andere von uns auch, getraut, mich gleich nach der Hitze in den eiskalten Schnee zu werfen. Das ist ein Erlebnis, das sage ich euch! Danach brennt einem die Haut, wenn man wieder ins Warme geht und man lernt es umso mehr zu schätzen, dass man in der glücklichen Lage ist, eine Heizung zu besitzen. Danach noch unter die Dusche um den Schweiß abzuwaschen und ab im Schlafanzug ins Bett. Ein wahrlich schöner Tagesabschluss!

Bei so vielen neuen Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen war es kein Wunder, dass die Woche wie im Flug verging und schon war wieder Freitag und Zeit zu packen. Am Samstag hieß es 5.30 Uhr am Flughafen in Turku sein, da konnte man sich entscheiden, ob man versuchte noch ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen oder einfach mit den neu gewonnen Freunden die Nacht durchzumachen. Egal wie sich jeder entschieden hatte, am Samstagmorgen kamen alle vollzählig und pünktlich am Flughafen an und es hieß Abschied nehmen. Abschied von den Familien, die einen eine Woche lang gastfreundlich aufgenommen haben, Abschied nehmen von einem interessanten, ganz neu erfahrenem Land, Abschied nehmen von kalten Temperaturen, Schnee und Wintersport. Wir wussten, dass uns letzteres in Deutschland nicht erwarten würde und es fiel um so schwerer “Lebewohl!” zu sagen, doch immerhin hatten wir noch einen Trost: Unsere Austauschschüler kommen vom 25. bis 30. März diesen Jahres zu uns, nach Leipzig!

Auch die Rückreise zog sich wieder dahin, doch da wir uns innerhalb der Gruppe im Laufe der Woche auch immer näher gekommen sind und uns angefreundet hatten, verging die Zeit schneller. Wieder sangen wir gemeinsam Lieder, spielten Spiele oder versuchten zumindest noch ein klein wenig zu schlafen. Zum Glück waren es diesmal “nur” knapp 3 Stunden Wartezeit in Berlin und auch insgesamt dauert die Reise nur 8 Stunden statt 12, sodass wir pünktlich um 13.45 Uhr mit unserem Flixbus im Leipziger Hauptbahnhof einfuhren, wo wir bereits von unseren Familien und Freunden erwartet wurden. Ich vermute, die ersten Dinge, die nun unbedingt gemacht werden mussten, waren erzählen, von all den Erlebnissen in Finnland, und vor allem schlafen! Und dann hieß es ja auch noch Schule nachholen, denn am darauffolgenden Montag ging sie ja wieder los… Ohne Lehrer-Duzen, ohne Handy im Unterricht, ohne Sprachbarriere…

Ich bin mir sicher, es gibt einige Dinge, die wir alle vermissen werden, doch zunächst bin ich froh, sind wir alle froh, dass wir an dieser spannenden und erlebnisreichen Woche in Finnland teilnehmen durften. Wir sind allen Menschen dankbar, die uns diese Reise möglich gemacht haben sowie unseren Lehrerinnen, Frau Findeisen und Frau Kalbitz, die uns begleitet haben und allen Menschen, die uns freundlich und hilfsbereit begegnet sind. Man erlebt jeden Moment nur einmal!

Olivia S. M. Fries

Klasse 10/1

Schüleraustausch nach Finnland teilzunehmen. Heute möchte ich euch mitteilen, was wir bei diesem Austausch alles mitbekommen und erfahren haben, was schön, was vielleicht nicht ganz so schön war und natürlich könnt ihr auch einen kleinen Einblick in den finnischen Alltag erhaschen.

Bereits am Sonntag, den 27. Januar, ging es gegen 12 Uhr mit dem Flixbus los nach Berlin. Dort hatten wir zunächst 5 Stunden Wartezeit zu überbrücken, die wir uns mit Singen, Kartenspielen oder auch Schlafen vertrieben. Dann ging‘s auch schon in den Flieger nach Riga (Lettland), wo wir ins Flugzeug nach Turku (Finnland) umstiegen. Nach 12 Stunden Reise wurden wir schlussendlich gegen 0.30 Uhr von unseren Gastfamilien freundlich empfangen und bewältigten die letzten Kilometer in die Häuser, in welchen wir die folgende Woche verbringen sollten. Einige von uns sollten auf eine Grundschule in Pöytyä, der größere Teil auf eine in Aura gehen. Ihr wundert euch bestimmt: “Grundschule”?! Was haben die da verloren? Doch lasst euch nicht täuschen, in Finnland geht die Grundschule von der 1. bis 9. Klasse und erst danach wechselt man auf eine fortführende Schule mit Oberstufe. An unserem Austausch haben Deutschschüler der 8. und 9. Klasse teilgenommen, waren also mit 14 bis 16 Jahren ungefähr in unserem Alter oder etwas jünger. Eine weitere Besonderheit in Finnland ist nämlich außerdem, dass Kinder generell erst mit 7 Jahren eingeschult werden.

Nachdem wir nun endlich ins Bett gehen konnten, hatten wir das Glück am nächsten Tag erst gegen 10 Uhr in die Schule zu müssen, zu welcher wir entweder gefahren wurden, liefen oder das Gemeinschaftstaxi (eine Art Schulbus) nahmen. Ich persönlich hatte ca. 20 Minuten durch den wunderschönen weiß-glitzernden Schnee zu wandern und genoss das bisschen Bewegung am Morgen. Zuvor gab es aber Frühstück, dass bei uns aus traditionell finnischem Roggenbrot (ruisleipä) mit Käse oder Schinken, Croissant oder Joghurt mit Müsli, sowie Kaffee (mit oder ohne Milch) oder Tee bestand. Wohlgemerkt waren sowohl in Käse, als auch Joghurt (der in Finnland meist in Tetrapaks verkauft wird, wie wir sie von Milch kennen) und Butter laktosefrei! Typisch für Finnland, wo ungefähr ein Drittel aller Einwohner laktoseintolerant ist. Einige meiner Freunde berichteten mir, dass sie mit Porridge oder auch typisch finnischen karjalanpiirakka verköstigt wurden.

Mein erster Schultag, den ich in der “Asemanseudun Koulu”, der Grundschule Auras verbrachte, begann mit der Vorstellung der für uns zuständigen Deutsch- und Englischlehrerin Kaisa Quentin. Wie in Finnland üblich, durften wir sie, wie alle anderen Lehrer auch, duzen und beim Vornamen nennen! Auch der Schulleiter stellte sich uns mit Vornamen vor und begrüßte uns mit einem “Guten Tag”, womit er seiner Aussage nach, seine Deutschkenntnisse auch schon ausgeschöpft hatte. Gleich im Anschluss folgte eine Führung durch das Schulgebäude, durchgeführt von Deutschschülern der 9. Klasse, die ihr Bestes gaben uns alle wichtigen Orte auf Deutsch vorzustellen.

Nachdem wir uns grob orientiert hatten, ging es auch schon wieder zum Essen in die Schulkantine. Ungewöhnlich für uns, ist es in Finnland normal, dass das Schulessen kostenlos ist. Doch nicht nur das, es wird zusätzlich auch in Buffetform serviert und man kann sich immer wieder nachholen, bis man satt ist. Der Großteil von uns war überrascht, wie lecker das Essen trotz dessen war. Ob Kartoffel-Möhrensuppe, Nudelauflauf, Salat oder Bratfisch, Milch durfte am Buffet niemals fehlen und konnte gleich aus großen Behältern “gezapft”. Da die Verpflegung in der Schule frei ist, ist es für finnische Schüler unüblich eine Brotdose mit Essen in die Schule zu nehmen.

Einen weiteren “Kulturschock” bescherte uns die Regel, dass man in jeder Pause das Schulgebäude verlassen muss und auch wenn draußen über 30 Zentimeter Schnee lagen, was bei uns der Fall war, patrouillierten drinnen die Lehrer und schickten jeden raus, der versuchte sich vor dem Rausgehen zu drücken. Für so etwas wie Hauspause müssten wohl wirklich schlimme Bedingungen draußen herrschen…

Den Rest des Tages durften wir dem Unterricht unserer Austauschschüler beiwohnen und in der letzten Unterrichtsstunden nahmen einige von uns am Sport- und die Anderen am Hauswirtschaftsunterricht teil. Der Sportunterricht, den ich erlebt habe, unterscheidet sich wirklich immens von dem, den wir hier in Deutschland haben. Keine richtige Erwärmung, keine Oberes-Zuspiel-Übungen, keine Stationsarbeit zum Thema Basketball und auch kein Tanzen mit Ball, Seil oder Reifen – zu Beginn des Unterrichts wurden alle Schüler in Teams eingeteilt und begannen gegeneinander Fußball oder Basketball zu spielen. All das sah sehr entspannt und locker aus und man konnte nicht den bei uns typischen Leistungsdruck spüren. Ob das daran lag, dass die Schule einen guten Eindruck vor uns Deutschen machen wollte weiß ich nicht. In Aura hatten wir leider nur einige von uns die Möglichkeit beim Schlittschuhlaufen teilzunehmen, welches typischerweise auch zum finnischen Sportunterricht gehört. Stattdessen wurden wir mit einem Fußballspiel im 50 Zentimeter hohen Schnee unterhalten, welches sich wider Erwarten doch als ganz lustig herausstellte. Die Schüler, welche nach Pötya in die Schule gingen, hatten gleich am ersten Tag die Möglichkeit sich beim Eishockey auf dem Eis auszutoben. Am Freitag hatten sie dann auch die Möglichkeit am traditionellen Wintersporttag teilzunehmen und sich in verschiedenen Gruppen in Eisangeln, Langlauf oder Ski-Abfahrt auszuprobieren. Wie auch der Sportunterricht wurde auch der Musikunterricht mit uns locker und entspannt gestaltet. Jeder durfte sich ein beliebiges Instrument nehmen und sich daran ausprobieren. Und die Auswahl war nicht einmal klein! Keyboard, Schlagzeug, Rasselei, E-Gitarre, Kontrabass, ja sogar ein elektrisches Schlagzeug gehörten zur Ausrüstung des Musikzimmers! Und nicht nur die musische Ausstattung ließ uns denn Mund offen stehen, auch im Kunstunterricht war es völlig normal, eine der hochwertigen, schuleigenen Kameras auszuleihen, rauszugehen und hochauflösende Fotos von Schnee und Mensch zu machen.

Allgemein verhielt es sich im Unterricht anders als bei uns: Neben dem Fakt, dass die Schüler die Lehrer duzten, unterhielten sie sich zum Teil auch lautstark untereinander, sprachen die Lehrer ohne Meldung an und scheuten sich nicht davor einfach aufzustehen, seltsame Geräusche zu machen oder das Handy im Unterricht zu nutzen. Während in der Schule in Pöytyä am Eingang der Klassenzimmer ein spezielles Regal hing, in welches jeder Schüler sein Handy zu Beginn des Unterrichts legen musste, hatten es die Schüler in Aura entweder in der Tasche oder in der Hand.

Natürlich hing die Gestaltung des Unterrichts auch stark vom Lehrer ab. Einige schienen ihre Schüler mehr “unter Kontrolle” zu haben und die Stunde verlief ruhig, konzentriert und effektiv, andere wiederum gingen ans Handy, wenn es klingelte, verließen telefonierend den Raum oder ignorierten es, wenn ein paar pubertierende Jungs während der Arbeitsphase seltsame Schnaubgeräusche machten. Trotzdem muss ich persönlich sagen, dass mir die lockere Atmosphäre wirklich gut gefiel. Meiner Meinung nach wurde die kreative und interaktive Arbeit mit Mitschülern gefördert und auch die kleinen Spielchen zwischendurch brachten etwas Spaß ins Lernen. Zu den Hausaufgaben kann ich nur eines sagen: Meine hat sie Abends, kurz vor dem ins Bett gehen, auf demselben sitzend erledigt. So schwer sollten diese wohl nicht gewesen sein…

Der Hauswirtschaftsunterricht war noch ein Kapitel für sich. Am WHS befinden wir uns ja momentan in der unglücklichen Lage, noch nicht auf eine funktionsfähige Küche zugreifen zu können. Größtenteils Oberschulen bieten in unserem Land Hauswirtschaft als Unterrichtsfach an, während es in Finnland zum Standard dazugehört. Allerdings bezieht sich in diesem Fall “Hauswirtschaft” lediglich auf das Kochen und Backen, für Handarbeiten gibt es auch noch einmal separaten Unterricht. Die Küche in der Schule in Aura befand sich in einem großen, hellen Raum und war mit zahlreichen Küchenutensilien sowie ganzen 4 Spülbecken, 8 Öfen und Herden und einer großen Vorratskammer sowie einem gut bestückten Kühlschrank ausgestattet. Von Mehl über Nüsse bis hin zu exotischen Gewürzen und asiatischen Nudeln konnten man wirklich alle Zutaten finden, die man für die Zubereitung von jeder Menge Speisen benötigte. Während des Unterrichts wurden wir gemeinsam mit den Schülern in “Teams” eingeteilt, denen jeweils ein Rezept und eine Küchenzeile zugeteilt wurden. Dann ging es auch schon auf ins Backvergnügen und selbst die sprachlichen Probleme bei einem ausschließlich Deutschen Rezept, hinderten uns nicht daran, zusammen mit unseren Austauschschülern ein paar leckere Speisen zu zaubern, welche anschließend gemeinsam verkostet wurden. Ob Beerentarte, karjalanpiirakka oder Lachs-Spinat-Törtchen, die Anzahl von unterschiedlichen Rezepten, welche die Schüler zur Verfügung hatten, war wirklich groß. Und geschmeckt haben die…!

Nachdem die Schule vorbei war, hieß es für uns den Heimweg antreten und wir nahmen unsere Jacken von den Haken und die Schuhe aus den Regalen. Die Unterschiede zwischen Finnischen und Deutschen Schulen sind nämlich groß: Anders als bei uns, trägt man im Schulgebäude keine Straßenschuhe, sondern bewegt sich auf Socken über die laminierten Fußböden fort. Deswegen stehen gleich im Eingangsbereich spezielle Regale, in welche die finnischen Schüler ihre Straßenschuhe stellen. Auch die Jacken finden ihren Platz auf speziell dafür vorgesehenen Kleiderhaken, die sich direkt hinter dem Eingang befinden. So muss niemand sich damit abschleppen!

Die Nachmittage nach der Schule verbrachten wir auf die unterschiedlichsten Weisen, gemeinsam mit unseren Austauschschülern beim Schlittschuhlaufen, Reiten, Backen oder einfach bei Brot, Dessert und Kaffee mit einem Pläuschchen über die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland.

Am zweiten Tag erwartete uns wohl eines der größten Highlights unserer Reise, denn wir unternahmen alle gemeinsam einen Ausflug in das ungefähr 30 Kilometer entfernte Turku, die sechstgrößte Stadt Finnlands, direkt an der Ostseeküste. Zunächst wurden die Schüler aus Pöytyä eingesammelt und anschließend stiegen auch die Aura-Leute mit in den Reisebus, der uns eine halbe Stunde durch verschneite Landschaften mit schneebeladenen Bäumen am Straßenrand in eine gefühlt völlig andere Welt brachte. Während man in Aura zum Teil einen Kilometer bis zum nächsten Nachbarn laufen musste, jeder seinen eigenen Garten hatte und zwischendrin noch kahle Felder und große Wälder lagen, handelte es sich bei Turku um eine typische Kleinstadt, in der sich ein Haus an das nächste reihte. Auch Hochhäuser konnten wir endlich wieder sehen, da in den ländlicheren Gegenden nicht mehr als drei Stockwerke hoch gebaut wurde.

Nachdem wir zunächst den Dom von Turku, die Mutterkirche aller finnischen Kirchen besichtigt hatten, besichtigten wir die Stadt vom Bus aus und bekamen einen Einblick in die Geschichte der Stadt, Entwicklung, Rekorde und aktuelles Befinden. Danach gab es eine kurze Pause, in welcher wir unsere, am Tag zuvor im Hauswirtschaftsunterricht vorbereiteten Lunchpakete essen konnten, und keine 20 Minuten später ging es auch schon weiter mit unserem Programm. Derweilen die eine Hälfte von uns die Stadt erkunden und etwas shoppen gehen durfte, machte die der andere Teil auf in eine Kegelhalle, wo er die nächste Stunde damit verbrachte, zu versuchen mit bunten Kugeln schwarz-weiße Kegel umzuhauen. Dem einen gelang es vielleicht besser, der andere hatte nicht so viel Glück, doch insgesamt hatten wir alle Spaß, auch der Rest der Schüler, der eine Stunde später in der Kegelhalle eintraf und die Bowlingbahnen für 60 Minuten übernahm. Der restlichen Nachmittag hing von den Gastfamilien ab, denn einige mussten im gemeinsamen Reisebus gleich wieder nach Hause fahren, während einige sich weiter mit shoppen in der Stadt vergnügen konnten. Auch ich durfte noch ein paar Euros in die finnische Wirtschaft stecken und anschließend mit einem der seltenen Linienbusse zu meiner Gastfamilie nach Hause fahren. Im Gegensatz zu unserem Liniennetz in Leipzig, konnte man in Finnland froh sein, wenn der Bus wenigstens einmal pro Stunde kam. Aber wenn er dann einmal da war, dann wenigstens pünktlich…

Bis auf Dienstag gingen wir jeden Vormittag in der Schule, nahmen am Unterricht teil, erzählten den finnischen Schülern von unserem Heimatland, gestalteten in Projektarbeit unterschiedlichste Plakate oder versuchten den Deutschschülern wenigstens ein paar grundlegende Deutsche Wendungen beizubringen. Auch wir konnten in der Woche ein paar finnische Ausdrücke aufschnappen, auch wenn wir uns in den meisten Situationen wohl eher davor scheuten sie zu benutzen, unsicher, ob die Betonung denn nun auch die richtige ist. Lieber griffen wir auf unsere Englischkenntnisse zurück, mit denen wir uns größtenteils durch den Alltag boxten. Auch wenn die Kenntnisse der Finnen zum Teil eher spärlich waren, konnte man sich doch irgendwie mit Händen, Füßen und Übersetzerapp verständigen.

Für viele von uns war dieser Schüleraustausch und die Möglichkeit dieser wunderschöne, wenn auch kalte, Land zu besuchen eine riesige Ehre, für die wir uns natürlich auch gebührend bedanken wollten. Zu diesem Zweck hatten wir eine kleine Präsentation inklusive PowerPoint, Lied-Gesängen und Klavier-Gitarren-Solo vorbereitet.Diese durften wir sowohl vor der gesamten Schule in Aura bzw. Pöytyä vorstellen, als auch vor allen teilnehmenden Gastfamilien als wir uns am Mittwochabend gemeinsam in “haukkavuori”, in einer kleinen Hütte gemeinsam versammelten. Doch zunächst ging es hinaus in den Schnee und wir Kinder vergnügten uns mit Schlitten und Po-Rutscher auf einem kleinen Rodelberg. Für viele ein seltenes und fast vergessenes Ereignis, solange, wie es schon keinen Schnee mehr bei uns gegeben hat… Danach ging es zum Grillen (ja, grillen im Schnee!) von traditionell finnischen Würstchen, die sich mit ihrer weichen Konsistenz deutlich von unseren deutschen Rostbratwürsten unterschieden. als uns dann schließlich die Kälte langsam in die Knochen zog, begaben wir uns alle gemeinsam in die Hütte, in der wir unsere kleine Präsentation hielten, ein kleines Spiel spielten und uns anschließend beim Buffet, zu dem jede Familie etwas mitgebracht hatte, den Bauch vollschlugen. Im Anschluss blieb man noch etwas sitzen, unterhielt sich über Gott und die Welt, woraufhin es spät Abends auch schon wieder zurück und ins Bett ging.

Eine weitere Sache, die natürlich auch bei keinem Finnlandbesuch fehlen durfte, war ein Besuch in der Sauna! In Deutschland gilt es als Luxus, wenn man eine sein Eigen nennen kann, doch in Finnland gehört sie zur Grundausstattung eines Hauses einfach dazu. Im Gegensatz zu einer Badewanne, die man eher selten findet. Auch ich hatte das Glück, das erste Mal in meinem Leben, eine Sauna zu besuchen und mich so richtig auszuschwitzen. Schüchtern, habe ich mich nur mit einer Freundin und im Badeanzug hinein getraut, doch auch so konnte ich die porenöffnende Wärme richtig genießen und habe mich, wie einige andere von uns auch, getraut, mich gleich auf der Hitze in den eiskalten Schnee zu werfen. Das ist ein Erlebnis, das sage ich euch! Danach brennt einem die Haut, wenn man wieder ins Warme geht und man lernt es umso mehr zu schätzen, das man in der glücklichen Lage ist, eine Heizung zu besitzen. Danach noch unter die Dusche um den Schweiß abzuwaschen und ab im Schlafanzug ins Bett. Ein wahrlich schöner Tagesabschluss!

Bei so vielen neuen Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen war es kein Wunder, dass die Woche wie im Flug verging und schon war wieder Freitag und Zeit zu packen. Am Samstag hieß es 5.30 Uhr am Flughafen in Turku sein, da konnte man sich entscheiden, ob man versuchte noch ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen, oder einfach mit den neu gewonnen Freunden die Nacht durchmachte. Egal wie sich jeder entschieden hatte, am Samstagmorgen kamen alle vollzählig und pünktlich am Flughafen an und es hieß Abschied nehmen. Abschied von den Familien, die einen eine Woche lang gastfreundlich aufgenommen haben, Abschied nehmen von einem interessanten, ganz neu erfahrenem Land, Abschied nehmen von kalten Temperaturen, Schnee und Wintersport. Wir wussten, dass uns letzteres in Deutschland nicht erwarten würde und es fiel um so schwerer “Lebewohl!” zu sagen, doch immerhin hatten wir noch einen Trost: Unsere Austauschschüler kommen vom 25. bis 30. März diesen Jahres zu uns, nach Leipzig!

Auch die Rückreise zog sich wieder dahin, doch da wir uns innerhalb der Gruppe im Laufe der Woche auch immer näher gekommen sind und uns angefreundet hatten, verging die Zeit schneller. Wieder sangen wir gemeinsam Lieder, spielten Spiele oder versuchten zumindest noch ein klein wenig zu schlafen. Zum Glück waren es diesmal “nur” knapp 3 Stunden Wartezeit in Berlin und auch insgesamt dauert die Reise nur 8 Stunden statt 12, sodass wir pünktlich um 13.45 Uhr mit unserem Flixbus im Leipziger Hauptbahnhof einfuhren, wo wir bereits von unseren Familien und Freunden erwartet wurden. Ich vermute, die ersten Dinge, die nun unbedingt gemacht werden mussten, waren erzählen, von all denn Erlebnissen in Finnland, und vor allem schlafen! Und dann hieß es ja auch noch Schule nachholen, denn am darauffolgenden Montag ging sie ja wieder los… Ohne Lehrer-Duzen, ohne Handy im Unterricht, ohne Sprachbarriere…

Ich bin mir sicher, es gibt einige Dinge, die wir alle vermissen werden, doch zunächst bin ich froh, sind wir alle froh, dass wir an dieser spannenden und erlebnisreichen Woche in Finnland teilnehmen durften. Wir sind allen Menschen dankbar, die uns diese Reise möglich gemacht haben, sowie unseren Lehrerinnen, die uns begleitet haben und allen Menschen die uns freundlich und hilfsbereit begegnet sind. Man erlebt jeden Moment nur einmal!



Hallo! Mein Name ist Olivia und ich habe dieses Jahr die Leitung der Schülerzeitung Apropos übernommen. In meinen Artikeln widme ich mich vorrangig Themen rund um den Fernöstlichen Raum, aktuelle News und Schulhilfen. Außerdem teile ich gerne meine Begeisterung für's Kochen und Backen hier und versorge euch mit Rezepten und anderen Foodie-Infos.

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