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“Cheers!” to Equality

Kein amerikanisches Highschool-Klischee kann ohne leben: das perfekte, beneidete Cheerleader-Footballspieler-Traumpaar. Die Realität stellt der jungen Romanze dann aber einige Hindernisse in den Weg.

Nach den verbreiteten “Cheerleader Handbooks”, die viele Teams an ihre Sportlerinnen austeilen, ist es nicht gestattet, dass Cheerleader und Spieler ein Verhältnis eingehen – oder sich auch nur im selben Raum befinden. Das Kontaktverbot gilt bei zahlreichen Vereinen und fordert die Frauen auf, zum Beispiel ein Lokal umgehend zu verlassen, sobald es von einem Spieler betreten wird.

Belly Davis, ehemalige Cheerleaderin der Saintsations, die zu den New Orleans Saints gehören, verklagt die National Football League (NFL) nun wegen Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts, nachdem sie Anfang des Jahres gefeuert wurde. Der Grund: sie hatte auf instagram ein Foto in Unterwäsche gepostet, was den Richtlinien für NFL-Cheerleaderinnen widerspreche.

Dieser Vorfall kurbelte eine Debatte über Sexismus im Football an und sorgte dafür, dass Ausschnitte aus einigen Handbüchern öffentlich gemacht wurden. So wurde öffentlich, dass die Saints ihren Cheerleadern zwar einerseits nicht gestatteten, freizügige Fotos auf ihren privaten Social-Media-Accounts zu teilen, andererseits aber erwarteten, dass die Frauen im vom Verein produzierten Kalender nur mit Bikini bekleidet erschienen – und diesen dann auch noch selbst verteilten. Im Handbuch der Buffalo Jills hingegen fanden sich so zum Beispiel Anweisungen zu Frisuren und Haarpflege und eine detaillierte Beschreibung des zu tragenden Makeups neben ausführlichen Benimmregeln. Auch die Oakland Raiders drücken sich gegenüber ihren Raiderettes unmissverständlich aus. So sind intime Beziehungen zwischen den Spielern und den Athletinnen zwar nicht verboten, der Verein wird aber sehr deutlich: “we STRONGLY prefer you do not date any of the players” [wir würden es sehr bevorzugen, wenn Sie kein Verhältnis mit den Spielern eingehen]. Begründet wird diese Aussage laut dem Online-Magazin bustle damit, dass der Besuch von Partys, auf denen auch die Spieler anwesend sind, für die Raiderettes immer das Risiko birgt, belästigt zu werden. Später im Text folgt dann dieser Hinweis: “Make a point to find out if a player is married. In most cases, he won’t tell you! You can call the Raider office with questions about marital status and I encourage you to do so. Again, he will not tell you he’s married!” [Legen Sie großen Wert darauf, herauszufinden, ob der Spieler verheiratet ist. In vielen Fällen wird er dies nicht erzählen! Sie können sich im Büro über den Ehestand informieren und wir fordern Sie auf, das zu tun. Noch einmal, er wird Ihnen nicht sagen, dass er verheiratet ist!] und die Aufforderung, nicht zum Gesprächsthema in der Umkleidekabine zu werden.

Auch die Arbeitsbedingungen der Cheerleader sind mehr als grenzwertig: die Athletinnen der Carolina Panthers, die TopCats, müssen fünf Stunden vor Spielbeginn im Stadion erscheinen, Trinkpausen sind nur erlaubt, wenn die eigene Mannschaft in der Angriffsposition ist. Das sind an sich schon harte Bedingungen – vollkommen unverständlich wird die Situation dann aber, wenn man die Zeit, die die Frauen in ihren Job investieren mit ihrem Gehalt vergleicht. Denn nicht nur Jills verklagten 2014 ihre Arbeitgeber aufgrund des gezahlten Gehaltes. Nach einem Artikel in der Zeit wurde in diesen Vereinen teilweise nur die Hälfte des üblichen Mindestlohns ausgezahlt.

Auf Grundlage dieser Unstimmigkeiten im Sport startete Davis, gemeinsam mit ihrer Anwältin Sara Blackwell, die Kampagne “Level the playing field”. Mit dieser möchte sie dafür sorgen, dass zukünftige Cheerleaderinnen keiner Diskriminierung mehr ausgesetzt sind, nicht nur in der NFL, sondern auch an Colleges und im Basketball. So will sie erreichen, dass die Sportlerinnen für ihre Anstrengungen auch bezahlt werden, dass sie mehr Kontrolle über ihr Leben bekommen und nicht im starren und diskriminierenden Regelgefüge der Vereine feststecken. Stattdessen soll das im Mittelpunkt stehen, was allen Beteiligten doch eigentlich am wichtigsten ist: der Sport.

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