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Ein Kommentar – zum mehr oder weniger ernst Nehmen

Die Kurswahl. Ich höre schon das leidige Aufseufzen von Lehrern und Schülern, das schon dieses Wort alleine auslöst. ‚Kurswahl’ ist wohl auch auf der Liste für das Unwort des Jahres, so sagte man mir zumindest. Ich habe nicht vor, irgendwen schlecht zu machen. Ich will mich auch nicht beschweren, denn das kommt – wie ich aus Erfahrung sagen kann – nicht immer so gut an. Nein, ich werde einfach nur ganz unkompliziert mein Problem schildern.

MINT-freundlich und Kurswahl, das ist die eigentlich teuflische Mischung. Schon zu Anfang wird einem klar gemacht, dass wir als MINT-freundliche Schule nur Physik als festen Leistungskurs anbieten, denn man will ja nicht, dass sich die Sprachen gekränkt fühlen. Der ewige Kampf zwischen Sprachen und Naturwissenschaften ist auch noch so ein lediges Thema, das wir lieber auf ein anderes Mal verschieben. Dies mag dem ein oder anderen schon ein Kräuseln der Lippe verursachen, aber es geht noch weiter. Man solle bloß nicht das wählen, was einen interessiert; auch wieder so ein aufbauender Satz, den man sich bei einem solchen Thema wünscht. Nehmt das, worin ihr gut seid, frei nach dem Motto: – denn alles andere werdet ihr sowieso verhauen. Ach ja, es wird immer besser. Manchmal – und ich weiß, dass es nicht nur mir so geht – habe ich das Gefühl, dass man Schülern generell nichts zutraut. Bei der Einschätzung der Hausaufgaben fängt es an, bei der Bewertung der Lehrer geht es weiter und sowieso kann man ja die Meinung von Minderjährigen nicht ernst nehmen. Vernunft ist nur was für Erwachsene und Ironie, oh, das ist noch einmal ein ganz anderes Thema. Wir sind Menschen. Wir können denken. Ich habe neulich in einem Buch gelesen, dass Schüler beziehungsweise Jugendliche in mancher Hinsicht weniger Rechte haben als Soldaten und Strafgefangene (zum Nachlesen: Martin van Creveld – Wir Weicheier, Seite 33, zweiter Absatz unten) und das fand ich zwar erstaunlich, aber gleichzeitig auch sehr zutreffend. Man sollte sich vielleicht einmal überlegen, wohin das führt, denn wie wir beim Thema Kurswahl sehen, gibt es mehr Beschwerden als glückliche Gesichter. Die Unsicherheit, die man bei uns mit diesen zwei Sätzen ausgelöst hatte, schwebte die ganze Zeit über unserer Entscheidung und ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie diese auch maßgeblich beeinflussten. Sowieso fühlte es sich falsch an, gar nicht wie eine Wahl, mehr wie ein Zwang, andere zu befriedigen, nur damit man nicht am Ende wie ein Idiot dasteht. Eine Wahl, nein, besser gesagt, eine demokratische Wahl, sollte unabhängig und unbeeinflusst von jeglicher Manipulation sein, und die Kurswahl war dies bei uns nicht.

Am Ende setzten wir schließlich unsere Kreuzchen, auch an die Stellen, die nicht so gern gesehen waren, und warteten. Das Ergebnis war nicht überraschend, aber dennoch frustrierend. Die Naturwissenschaften hatten unglaublich schlecht abgeschnitten, sodass nun Geschichte und Englisch neben Deutsch und Mathe die Leistungskurse bilden sollen. Und nicht mal das steht fest, denn ein dreizügiger Jahrgang so wie wir es sind, scheint die Probleme auch zu verdreifachen. Nun waren wir natürlich nicht alle glücklich und um kommende Beschwerden zu verhindern, wurden Schuldige gesucht. Die naturwissenschaftlichen Fächer hätten einfach nicht genug Werbung für sich gemacht. Aha, na das erklärt wirklich alles. Dabei scheint man jedoch zu vergessen, dass niemand Werbung für seine Fächer gemacht hatte. Niemand. Nach oder kurz vor dem Kreuzchen-Setzen kamen dann und wann Lehrer ins Zimmer geschneit und klärten uns darüber auf, was der Unterschied zwischen Leistungs- und Grundkurs eigentlich sei. Denn, das muss man sich mal vorstellen, das wussten wir nicht! Wie soll man da irgendeine vernünftige und glaubhafte Entscheidung treffen, wenn man nicht einmal weiß, was einen erwartet. Man mag es vielleicht damit entschuldigen, dass die selbstständige Kurswahl eine neue Einführung ist, an die sich die Lehrer noch gewöhnen müssen. Aber ganz ehrlich, wir auch. Wir sind die Schüler und uns betrifft es genauso wie allen anderen, die dafür verantwortlich sind. Wir sind auch neu im Geschäft, wenn man das so sagen kann und für unsere Zukunft ist es viel entscheidender.

Und noch etwas: der Satz ‚MINT-freundliche Schule‘ sollte bitte von der Webseite genommen werden. Denn weder Technik noch Naturwissenschaft sind am WHS so ausgereift, dass man es als MINT-freundlich bezeichnen kann. Und das Bild von Werner Heisenberg (das, um physikalisch passend, eigentlich unscharf sein müsste) entschuldigt dies auch nicht.

Aber ich will mich nicht beschweren. Ich tue es auch nicht, ich gebe nur meine Meinung wieder. Etwas, das man selbst bei Minderjährigen respektieren sollte.

Mathilda Herr

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