
Käfer, Äpfel, Kaffeepulver
Die Bühne war dunkel, die Ränge dagegen hell erleuchtet. Kein Wunder also, dass wir die Schauspieler, die schon auf der Bühne auf uns warteten, zuerst nicht gesehen haben, als wir am Dienstag ins Theater der jungen Welt kamen. Gezeigt wurde Kafkas “Die Verwandlung”, das eintönig bürgerliche Leben der Familie Samsa wird unterstrichen von einheitlichen Mustern auf Fußboden, Vorhängen und Kleidung. Als der älteste Sohn und Hauptverdiener eines morgens aber als Käfer aufwacht, wird dieses gehörig durcheinander gerüttelt. Die einheitliche Kleidung und die fast komplette Abwesenheit von Dialogen – gesprochen wurde der originale Fließtext, ein Monolog aus Sicht Gregors – machte eine eindeutige Zuordnung von Rollen und damit den Einstieg in das Stück zunächst etwas schwer, spätestens aber als der “Käfer” begann, sich in Runden über und unter einer Tischplatte entlang zu hangeln, war das Eis gebrochen. Die Inszenierung nahm Fahrt auf und unterstrich die Absurdität der Erzählung, verlor aber gleichzeitig auch die Tragik der Situation und die Verzweiflung der Familie nicht aus den Augen. So wechselten sich ruhige, bedächtige Szenen und vollkommene Eskalation ständig ab. Mal saß Gregor nur auf dem Tisch und lauschte seiner Famile, im nächsten Moment rollte er durch Kaffeepulver, es flogen Äpfel durch die Gegend und es wurde wild getanzt. Begleitet wurden die vier Schauspieler von einem Musiker, der einem Becken mit seinem Geigenbogen gespenstige Klänge entlockte und so das Stück passend ergänzte – ein bisschen absurd, ein bisschen verwirrend, letztenendes aber doch schlüssig.
Nächste Vorstellungen: Donnerstag, 18.01.18, 11 Uhr und 19:30 Uhr

