
Die Simulator-Affäre oder “You drive me crazy”
Ich bin ehrlich, ich hatte keine große Lust meinen Führerschein zu machen. Beim Autofahren wird mir eh immer schlecht und sowieso, es sind Sommerferien. Und doch stand ich gleich am allerersten Ferientag in den heiligen Hallen der Fahrausbildung und meldete mich an, anstatt im erfrischenden Cossi-Wasser zu schwimmen (nicht, dass das Wetter mitgespielt hätte, aber…).
Zwei Wochen Ferienkurs und eine Theorieprüfung später habe ich mich dann vielleicht doch ein kleines bisschen darauf gefreut, endlich mal das Gaspedal zu drücken – aber halt. An dieser Stelle hatte meine Fahrschule noch eine besondere Überraschung für mich: ich machte Bekanntschaft mit dem Fahrsimulator.
Eigentlicher Zweck: Übung von Anfahren, Bremsen und Vorfahrtregeln; Vertrauen zum Fahrzeug finden
Ergebnis: ich zweifelte an meinem Verstand
Am Anfang war ich fasziniert, ich konnte all das machen, was ich auch im Auto mache. Kupplung, Gas, Schalten, Bremsen, Schalten, Anhalten. Ein paar Mal würgte ich das simulierte Auto ab, aber hey, dann passiert es vielleicht im Straßenverkehr nicht. Nach zwei von sechs Unterrichtsstunden konnte ich alle Befehle und Hinweise der Computerstimme mitsprechen. “Vergiss bitte nicht, hochzuschalten.” “Das war der falsche Gang.” “Folge bitte dem Verlauf der Vorfahrtsstraße.” “Hier hat der rote Wagen Vorfahrt.”
In der vierten Stunde blieb ich auf einem Hügel stecken. Ich erinnerte mich an die Übung zum Anfahren auf Bergen von vorgestern, drückte die Bremse und zog siegessicher die Handbremse an. Genauso hatte ich es gelernt und ich hatte mich auch noch daran erinnert! Beim Anfahren bekam ich dann den netten Hinweis “Du hast vergessen die Handbremse zu lösen”. Ach acht? Ist mir gar nicht aufgefallen. Na gut. Ich versuchte also mein Glück nochmal ohne Handbremse und siehe da: ich rollte weg. Ich ließ also resigniert alle Griffe und Pedale los und rollte den ganzen Hügel rückwärts wieder runter. Auf ein Neues.
Am nächsten Tag bog ich mit frischem Mut in eine Einbahnstraße ab. “Fahrradfahrer dürfen meist auch in Einbahnstraßen in beide Richtungen fahren. Lass also links etwa anderthalb Meter Platz wenn du links abbiegst.” Alles klar. Ob dem Computer auch alles klar war, bezweifelte ich dann doch schnell. Die verbleibenden dreißig Sekunden auf dieser Einbahnstraße verbrachte ich mit einem nervtötend freundlichen “Du fährst zu weit rechts. Du fährst zu weit rechts. Du fährst zu weit rechts. Du fährst zu weit rechts.” im Ohr. Großartig. Soll ich jetzt das tun, was den verpixelten Fahrradfahrer am Leben lässt oder deiner Anweisung folgen?
Also wirklich, ein Hoch auf die moderne Technik!


One Comment
Keks
Da freut man sich ja gleich auf’s Fahren lernen xD