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Was ist HiFi? (Aktualisierte Version)


Es gibt eins was uns alle verbindet. Musik. Wir hören sie täglich und erfreuen uns an ihr jedes Mal aufs Neue. Einige Menschen achten neben dem bloßen Unterhaltungsfaktor auch auf die Qualität. Doch was ist der Unterschied zwischen Studio-, CD- oder Hoher Qualität? Das erkläre ich Ihnen in diesem Artikel so einfach und ausführlich wie möglich.

Ich höre, wie wahrscheinlich viele von Ihnen, seit meiner Kindheit Musik, egal ob Michael Jackson, Eminem, die Beatles oder Prince. Früher war mir die Qualität egal, da ich zu dem Zeitpunkt auch nicht die technischen Möglichkeiten besaß, diese voll auszuschöpfen. Mein Vater hingegen war schon seit seiner späten Jugend ein absoluter Musikenthusiast und kümmert sich immer um eine hochwertige musikalische Ausrüstung, zu welcher laut ihm Lautsprecher, ein Receiver und ein Plattenspieler gehören. Doch um die maximale Qualität aus Musik rauszuholen muss man extrem viel Geld investieren. Wie zeichnet sich Qualität denn jetzt überhaupt aus? Das klären wir in einigen kleinen Schritten.

Vorerst klären wir, welche Arten von Musikverarbeitung existieren. Es gibt die analoge und die digitale Verarbeitung. Diese sind sowohl von der Funktionsweise, als auch vom Klang extrem unterschiedlich. Da wir uns eher auf den digitalen Teil konzentrieren wollen, fassen wir das Analoge nur ganz kurz zusammen.

Ein analoges Signal besteht aus runden Wellen, keinen eckigen Schaltungen. Analoge Verbindung wird bei Kassetten und Schallplatten verwendet. Der Klang ist nicht besonders klar und kann weniger Details wiedergeben, aber er ist deutlich lebhafter und realistischer als sein digitaler Konkurrent.

Die digitale Klangqualität zeichnet sich durch zwei entscheidende Faktoren aus, die Abtastrate und die Bittiefe. Beides wird manchmal kodiert, gemischt angezeigt und als kBit/s angegeben.

Die Abtastrate gibt an, wie oft der Song pro Sekunde abgetastet wird. Damit kann eine hohe Genauigkeit mit mehr Details im Vergleich zur analogen Version erreicht werden. Die Einheit dazu ist kHz.

Quelle: Technics

Die Bittiefe bestimmt die Anzahl der für die Klangbeschreibung verfügbaren Stufen. Je höher die Tiefe, desto mehr Details und Lebendigkeit passen in einen Song. Ist die Bittiefe hoch kann sie von der Lebendigkeit fast zur analogen Version aufschließen, da dann die Schaltungen sehr schnell sind.

Quelle: Technics

Nun haben wir die wichtigen Dinge geklärt, aber eines ist noch wichtig – die Kodierung. Viele haben von dem Begriffen “mp3” und “High Resolution Audio” gehört, doch was bedeuten sie eigentlich? High Resolution Audio (Hi-Res oder HRA) beschreibt jede Musikdatei, die eine höhere Auflösung als 16-bit und 44,1 kHz bietet. Mp3 dagegen ist eine Kodierung der Musik. Dieser Name ist zwar allen bekannt, aber liefert im Vergleich zu anderen Kodierungen eine verhältnismäßig schlechte Qualitat. Man kann es in etwa so aufteilen. „Hohe Qualitāt”, wie wir es von Spotify oder Deezer kennen, hat in der Regel eine Auflösung von 64-320 Kbps, was im besten Fall einem stark komprimiertem 16 bit und 44,1 kHz entspricht. Diese Qualität kann mit der einfachen mp3- oder ma4-Kodierung erreicht werden. Eine Compact Disc (CD) bietet eine kodierte Auflösung von 1411 kBit/s, wobei mit verlustfreien 16-Bit und 44,1 kHz gerechnet werden kann. Diese Dateien werden in CD-DA kodiert und sind bei vielen Anbietern als HiFi markiert. Hi-Res Audio bietet eine Auflösung von mindestens 24-Bit und 44,1 kHz, was im Durchschnitt ca. 4000 Kbps entspricht. Diese Qualität erfordert aber eine andere Kodierung, wie zum Beispiel FLAC (Free Lossless Audio Codec), WAV, das von Apple entwickelte ALAC (Apple Lossless Audio Codec) oder AIFF (Audio Interchange File Format). Mit diesen Kodierungen kann man auch die sogenannte pure Studioqualität erreichen, welche mit bis zu 32-bit und 192 kHz oder als Kodierung mit max. 9600 kBit/s auflöst.

Das offizielle Logo der FLAC-Kodierung.

Doch wie kann man solch eine Qualität jetzt ins Ohr bringen? Nun, fangen wir bei der Abnahme und Verarbeitung an.

Um mp3 wiederzugeben, können die einfachen Streamingdienste Spotify, Deezer, Qobuz, TIDAL, YouTube bzw. YT Music oder Napster verwendet werden. Für eine so niedrige Auflösung braucht man keine gute Ausrüstung. Um CD-Qualität (HiFi) zu erlangen muss man sich eine CD kaufen oder auf Qobuz HiFi, Spotify HiFi (voraussichtlich erhältlich ab Herbst 2021), Deezer HiFi, Amazon Music HD, Apple Music oder TIDAL HiFi zurückgreifen. Gehen wir in den Hi-Res Bereich wird die Auswahl schon sehr enge. Hier können nur Qobuz Studio, Apple Music und teilweise TIDAL HiFi die Qualität bieten. Für die Abnahme dieser braucht man eine Soundkarte mit sehr hoher Qualität, einen mittelteuren Receiver oder ein Handy mit gutem Audiochip. Um aber Studioqualität mit 24bit wiedergeben zu können, muss man auf Qobuz Studio, Apple Music (Hi-Res Lossless bzw. Apple Digital Masters) oder digitale Downloads aus speziellen Shops zurückgreifen. TIDAL HiFi arbeitet mit einigen Tricks um Studioqualität zu erreichen, denn nativ können nur Dateien mit 44,1 kHz und 16-bit abgespielt werden. So arbeiten sie mit der ultramodernen britischen Softwarekodierung namens MQA (Master Quality Autheticated). Diese “Filterkodierung” komprimiert die Dateien so effektiv, dass theoretisch Abtastraten von unglaublichen 392 kHz bei einer Dateigröße von minimal größer als CD-Qualität erreicht werden können. Qobuz Studio und Apple Music sind die einzigen Streaminganbieter, welche nativ das Abspielen unkomprimierter Musikdateien mit einer Auflösung von bis zu 192 kHz und 24-Bit erlaubt. Um diese abzuspielen, braucht man einen PC mit einer qualitativ sehr hohen Soundkarte, zum Beispiel ein MacBook Pro. Um die höchste Qualität zu erreichen, benötigt man aber einen sehr teuren Streamer, Verarbeiter und Receiver. Dieses System wird nur von wenigen Herstellern unterstützt. Der berühmteste ist hierbei wahrscheinlich Cambridge Audio.

Quelle: Qobuz
Das Logo des französischen Streaminservice Qobuz.

Doch wie funktioniert so ein System überhaupt? Klären wir auch das ganz kurz anhand des Beispiels „Cambridge Audio”.

Beginnen wir mit dem Streamer. Dieser hat nur eine einzige Aufgabe – die Musik aus dem Netz in höchster Qualität zu ziehen und in ein Audiosignal umzuwandeln. Ein durchschnittlicher Streamer bei Cambridge Audio kostet ca. 1700€. Geht man aber weiter, merkt man aber, dass 1100€ ein Schnäppchen waren.

Quelle: Cambridge Audio
Der Netzwerk-Player Azur 851N von Cambridge Audio.

Die Endstufe. Der wahrscheinlich wichtigste Teil des qualitativen Musikstreamings. Dieser Part kümmert sich um die Entzerrung, Verarbeitung zu einem extrem hochwertigen Signal und zur Rauschreduktion. Alle Teile von Cambridge Audio arbeiten mit einem ausgeklügelten Belüftungssystem, um Rauschen oder Störgeräusche zu eliminieren. Der Preis? Ab 2500€ bis 7000€ ist alles drin. Doch Verarbeitung wäre nichts ohne die…

Die Endstufe Edge W von Cambridge Audio. Alternativ kann man für das doppelte Budget auch zwei Monoblock-Endstufen erwerben und den Klang nochmal verbessern.

…Ausgabe. Ein Stereo Verstärker ist unglaublich wichtig für die Wiedergabe von Studioqualität. Er sendet das Signal weiter zu den Lautsprechern. Preislich angesiedelt bei 1400€. Nun haben wir ein komplettes Set für knapp 10.000€. Leider nur für die Verarbeitung des Signals. Es fehlen…

Quelle: Cambridge Audio
Der Integrierte Stereo-Verstärker CXA81 von Cambridge Audio.

…die Lautsprecher. Um schnell auf den Punkt zu kommen, man braucht Standlautsprecher für die beste Wiedergabe. Punkt. Aber dort erstreckt sich der Preis gewaltig und geht von 400€ Teufel Stereo Paar bis ins unermessliche. Betrachten wir beispielsweise die Marke „Canton”. Hier kosten die Lautsprecher 1400€ – pro Stück. Ein Stereo Paar ergibt dann einen Gesamtpreis von 2800€. Um den besten Klang herauszuholen, braucht man noch einen Subwoofer, welcher preislich zwischen 300€ und 2500€ liegt. Zu beachten: falls man noch teurere Lautsprecher erwirbt, welche in den Niedrigfrequenzbereich reichen, ist ein Subwoofer unnötig. Das ist die High-End Variante um Musik zu hören. Kostenpunkt: 15.000€.

Quelle: Canton
Ein Vento 886.2 DC Lautsprecher von Canton.

Wer Musik aber lieber mit Kopfhörern unterwegs genießt, hat schlechte Karten bei Studioqualität. Kopfhörer haben aber den entscheidenden Vorteil, dass sie dank der niedrigeren Lautstärke auch in den niedrigsten Frequenzbereich vordringen können. Diesen Klang hört man zwar nicht mehr, aber man spürt ihn. Mit einem MacBook unterwegs kann man über Kabel auch niedrige Studioqualität erreichen, wobei man sich beim Handy mit HiFi begnügen muss. Aber Kabel ist von gestern, also lass doch mit…

…Bluetooth hören! Nun… Bluetooth ist unausgereift und ist qualitativ noch nicht auf dem gleichen Level wie Kabel. Zunächst müssen wir klären, welche Kodierungen bei Bluetooth Verbindungen existieren und welche davon die Besten sind.

Angefangen mit SBC (Low Complexity Subband Codec). Er bietet die niedrigste Audioqualität und löst mit maximal mit 345 Kbps auf. Er ist auf Effizienz getrimmt und ist nicht besonders komplex. Daraus resultiert eine recht niedrige Audioqualität, welche aber für Spotify-Hörer ausreicht.

Quelle: Sony

Als zweiter Kandidat tritt der Codec AAC (Advanced Audio Coding) an. Er wird vor allem von Apple genutzt um „HD-Audio” zu übertragen. Die Bandbreite ist gleich dem SBC, nur nutzt AAC immer die höchste Bandbreite, welche zwar eine minimal höhere Audioqualität liefert, aber die Verbindung instabiler macht.

Quelle: Fraunhofer

Der dritte große Kandidat ist die Qualcomm aptX Familie. AptX und aptX-HD sind für uns am relevantesten. AptX bietet zwar auch nur eine Bandbreite von 345Kbps, ist aber deutlich effektiver bei der Kodierung und kann daher deutlich bessere Qualität liefern. AptX-HD liefert das bessere Gesamtpaket mit 48 kHz und 24-bit, was ca. 500 Kbps entspricht.

Quelle: Qualcomm aptX

Das vierte, nicht so verbreitete, aber am weitesten entwickelte Format ist Sonys LDAC. Dieses ist exklusiv nur bei Sony Produkten zu finden, aber wird von jedem Android Handy ab Android 8.0 Oreo unterstützt. Es bietet die mit Abstand beste Bluetooth Audioqualität. Mit 990 Kbps und komprimierten 32-bit und 96 kHz liegt es weit vor seinen Konkurrenten.

Quelle: Sony

Doch welche Kopfhörer kann ich persönlich empfehlen? Es ist, glaube ich allen klar, dass man die beste Qualität nicht mit den 8€ Kopfhörern von der Stange bei Media Markt bekommt. Ich empfehle für eine Bluetooth Verbindung ganz eindeutig die Sony High-End Modelle WH-1000XM3 und WH-1000XM4, wobei ich die XM3 selbst nutze. Die Verbindung durch LDAC, die gute App, das großartige Hybrid Noice-Cancelling und der beeindruckende Klang sprechen sowohl beim 3er als auch beim 4er für sich, wobei die XM4 sogar mit Bluetooth 5.0 eine stabilere Verbindung sicherstellen können und mit verbessertem Mikrofon System das Noice Cancelling noch einmal verbessern. Die Kopfhörer können ebenfalls durch ein 3,5mm Klinke Kabel mit Musik versorgt werden und bieten dadurch extra tiefe Frequenzen bis zu 4Hz.

Mit Kabelkopfhörern habe ich mich noch nicht sonderlich auseinandergesetzt, aber man sollte selbst in Testportalen lesen und vor allem die Kopfhörer ausprobieren, um für sich den perfekten Kopfhörer zu finden, aber vergessen Sie nicht: Klang ist immer objektiv.

Das war es also mal wieder von mir. Wir sehen nach diesem Artikel, dass hochqualitative Musik viel Geld und Erfahrung fordert. Haben Sie aber keine empfindlichen Ohren können Sie beruhigt bei Spotify bleiben und keine 30€ monatlich für TIDAL ausgeben. Ich hoffe ich konnte Ihnen mit meiner langjährigen Erfahrung als Audiophiler und als Sohn eines Musikliebhabers die digitale Musik etwas anschaulicher erklären.

Wie stehen Sie zu digitaler Musik? Verraten Sie es mir in den Kommentaren. Dann wünsche ich wie immer…

…bleiben Sie gesund, halten Sie durch und genießen Sie die Welt der Musik.

Autor, der gerne hinterfragt und nachdenkt. Schreibt in offensivem Stil. Politik, Sport, Musik und Technik sind die Fachbereiche mit denen ich mich auseinandersetze.

One Comment

  • Heidi Gühring

    Ich liebe auch Musik und kenne mich ein klein wenig aus. Doch dieser Artikel von Elia S. ist echt der Hammer. Ich habe etliches gelernt, und seine Tipps für Kopfhörer werde ich weiter verfolgen. Vielen Dank!

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